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KOMMENTAR: Fasching ist vorbei, die DFB-Pappnasen bleiben

FRANKFURT / MÜNCHEN. - Vor viereinhalb Jahren waren sie ein wichtiges Trio in Rio: Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller, die Elitekicker des FC Bayern München. Zum Faschingsfinale 2019 „rasierte“ sie DFB-Bundestrainer Joachim Löw und verkündete den Weltmeistern von 2014 in Brasilien das endgültige Aus ihrer DFB-Karriere bei einem unangekündigten Besuch in der bayerischen Landeshauptstadt.

Assistiert wurde er dabei vom sogenannten DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Genau er war es allerdings, der gerade mal vor drei Wochen Thomas Müller als einen „ganz wichtigen Spieler für den DFB“ herausgehoben hatte. Ein strafbarer „Fallrückzieher am Mann“ vom - durch sein Golden Goal im EM-Finale 1996 unvergessenen - früheren DFB-Team-Mitläufer.

Bei Borussia Mönchengladbach und dem HSV war er in seiner aktiven Bundesligazeit mit vernichtenden Urteilen durchgefallen: Zu steif, zu unbeweglich, nicht agil genug. Genauso hölzern wirkt er aktuell wieder an der Seite von Jogi Löw.

Zweifellos hat ein Fußball-Bundestrainer das Recht sein Team nach Leistung, unabhängig vom Ansehen einzelner Spieler und auch zukunftsorientiert, zusammenzustellen. Unbeantwortet bleibt indes dennoch die Frage, weshalb er jetzt, knapp neun Monate nach dem desaströsen WM-Aus in Russland, auf die Idee kommt, drei seiner Führungsspieler auf eine solch höchst fragwürdige Art quasi durch die Hintertür stillos aus dem Team zu werfen.

Nun ist Fußball ja bekanntlich ein schnelllebiges Geschäft. Angesichts der zuletzt guten Leistungen von Thomas Müller und auch von Mats Hummels beim FCB bleibt diese Entscheidung allerdings nicht nur höchst unverständlich, sie kommt vielmehr insbesondere wegen der deutlich „verspäteten Spontan-Entscheidung“ mit den drei verdienten DFB-Kickern und der verkündeten Endgültigkeit einem bösen Foulspiel gleich.

Auch der jetzt nicht vor Ort in München anwesende DFB-Präsident Reinhard Grindel spielt in diesem Umfeld eine gewichtige Rolle. Nach der bisher einmaligen, höchst peinlichen, WM-Pleite in Russland hat er zusammen mit Oliver Bierhoff die nötigen Reformen verpennt oder - wie jetzt ersichtlich - zumindest monatelang verschleppt.

So bleibt festzuhalten: Der Fasching 2019 ist jetzt zwar vorbei, die DFB-Pappnasen aber bleiben – ob in der Frankfurter Zentrale oder im beschaulichen Schwarzwald.