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Steht das Ende der Großen Koalition kurz bevor?

Stehen sich aktuell keineswegs wohlwollend gegenüber: Kanzlerin Angela Merkel und Bundesinnenminister und CSU-Parteichef Horst Seehofer.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fährt aus München ebenso einen harten Kurs, wie...

...CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt in der Bundeshauptstadt Berlin.

Schaut ob des Unionsinternen Streits wenig begeistert drein: SPD-Parteichefin Andrea Nahles. Archivbilder: pdh

BERLIN / MÜNCHEN. - Jedes Land hat sein Südstaatenproblem. Was vor ziemlich genau anderthalb Jahrhunderten in den USA im Bürger- oder Sezessionskrieg zwischen Nord-und Südstaaten mündete, zeichnet sich in Deutschland gerade erst ab.

Ein Bürgerkrieg steht sicherlich nicht im Raum, aber wild gewordene deutsche Südstaatler lassen seit Wochen und Monaten keine Gelegenheit aus, zu zündeln. Und das alles nur, weil sie um ihre absolute Mehrheit bei der ins Haus stehenden bayerischen Landtagswahl fürchten.

Selbst die Zerschlagung der gerade einmal 100 Tage alten Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD wird von den bayerischen Selbstzerstörern namens Seehofer, Söder und Dobrindt in Kauf genommen, wenn sie nur ähnlich wie Donald Trump auf der anderen Seite des Atlantiks kurz vor ihrer Wahl ihr hartgesottenes Stammklientel befriedigen können.

Letzter Höhepunkt des Unions-Geschwisterstreits ist die Frage nach der Richtlinienkompetenz der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegenüber ihrem CSU-Bundesinnenminister Seehofer, der seit Wochen wie eine lose Kanone an Bord der Union agiert.

Er warnte sie gestern und heute sogar noch davor, ihn im Rahmen ihrer Richtlinienkompetenz wegen Missachtung ihrer Direktiven aus seinem Amt zu entlassen.

Stattdessen schlägt er ihr in Presseinterviews vor, die Koalition zu beenden.

Grund für den offenen Streit der beiden Unionsparteien ist der zukünftige Umgang mit Asylbewerbern.

Seehofer will ab sofort bestimmte Migrantengruppen im Alleingang an den bayerischen und bundesdeutschen Grenzen abweisen, eine möglicherweise rechtswidrige Entscheidung, Merkel besteht auf einer europäischen Gesamtlösung.

Eine Einigung der beiden Streithähne scheint inzwischen nicht mehr möglich. Der dritte Koalitionspartner, die deutsche Sozialdemokratie, steht wieder einmal mit offenem Mund als Zuschauer am Boxring.