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„Schlachten“ im Krieg - ein Horror für die kleinen Leute

Eine historische Betrachtung von Horst Schnur

DEUTSCHLAND. - Man muss kein Freund von Militaria sein und sich nicht unbedingt mit Kriegsberichterstattungen befassen, wenn man als Historiker in diesen Tagen der bedrückenden Kriegsbilder aus der Ukraine daran erinnert, dass im Sommer 1943 während des Zweiten Weltkriegs in der Sowjetunion bei Kursk unweit der ukrainischen Grenze und 500 km von Moskau in der Zeit vom 5. bis 16. Juli 1943 unter dem deutschen Decknamen „Operation Zitadelle“ die letzte deutsche Großoffensive in der größten Panzerschlacht der Geschichte zu Ende ging.

Fast zwei Jahre waren seit dem Überfall des Deutschen Reiches auf die Sowjetunion vergangen. Der Untergang der 6. Armee in Stalingrad am 2. Februar 1943, bei der 300.000 deutsche und verbündete Soldaten fallen oder in Gefangenschaft geraten, markiert symbolhaft den Wendepunkt des Krieges.

Hitlers Eroberungs- und Vernichtungsfeldzug im Osten ist gescheitert. Im Juli 1943 wollten Hitler und seine Generale bei Kursk noch einmal einen großen Sieg gegen die Sowjetarmee erzwingen. „Die besten Verbände, die besten Waffen“ sollten den Erfolg der am 5. Juli beginnenden Operation garantieren.

Knapp 800.000 Soldaten mit 2.500 Panzern und Sturmgeschützen bot die Wehrmacht noch einmal auf. Der deutsche Plan sah vor, die zahlreichen sowjetischen Verbände der Rote Armee im Kursker Frontbogen in einer großen Zangenbewegung vom Hinterland abzuschneiden und anschließend zu vernichten.

In der Panzerschlacht, bei der sich die gegnerischen Panzer auf nächste Distanz umkurvten, gegenseitig abschossen und sogar rammten, gelang es den deutschen Verbänden trotz ihrer Überlegenheit bei Prochorowka aber nicht, den Kursker Frontbogen abzuschneiden. So scheiterte die letzte deutsche Großoffensive des Zweiten Weltkrieges.

Knapp 800.000 deutschen Soldaten mit fast 2.500 Panzern und Sturmgeschützen, fast 7.500 Artilleriegeschützen und knapp 1.400 Flugzeugen sollten die Entscheidung erzwingen. Ihnen standen rund 1,9 Millionen Sowjetsoldaten mit fast 5.000 Panzern und Sturmgeschützen, über 31.000 Geschützen und mehr als 3.600 Flugzeugen gegenüber.

Als die Sowjetarmee am 12. Juli nördlich des Bogens bei Orel die deutsche Front durchbrach und wenige Tage später südlich davon eine Großoffensive in Richtung Donezk beginnt, brach das Oberkommando des Heeres der „Operation Zitadelle“ am 16. Juli ab.

Über 54.000 Mann waren zu beklagen, gefallenen, verwundet oder vermisst - wie die Kriegsstatistik ausführt. Die sowjetische Seite verlor bis zum 16. Juli sogar fast 178.000 Menschen. Bis zum 23. August stiegen die deutschen Gesamtverluste an der Ostfront sogar auf über 200.000 Mann.

Die sowjetische Seite hatte bis zum 23. August rund 863.000 Soldaten in der Kursker Schlacht sowie bei den anschließenden Operationen zu beklagen.

Die Offensivkraft des deutschen Heeres im Osten endgültig gebrochen. Von nun an geht es nur noch zurück. Ende 1944 erreichte der Krieg gegen die Sowjetunion, der am 22. Juni 1941 begann, erstmals deutschen Boden.

Es ist brutal, wenn man die Unbarmherzigkeit zur Kenntnis nimmt, wie Staatenlenker und ihre Befehlsempfänger Menschen, Väter und junge Männer, zum „Schlachten“ führen. Nichts ändert sich für die kleinen Leute an den Kriegen unserer Zeit.