Regionales Geflügel ohne Tiertransporte: „Ein Leuchtturmprojekt für ganz Hessen“
Pilotprojekt „Mobile Geflügelschlachtung“ startet in der WetterauWETTERAUKREIS / USENBORN. - Im Beisein von Staatssekretär Oliver Conz, vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, und Kreisbeigeordneten und Landwirtschaftsdezernent Matthias Walther wurde heute in Ortenberg-Usenborn der Startschuss für das hessische Pilotprojekt „Mobile Geflügelschlachtung“ gegeben.
„Ein Leuchtturmprojekt für ganz Hessen!“, wie Staatssekretär Oliver Conz sagte.
In der EU müssen lebende Tiere oft auf sehr langen Transportwegen zu weit entfernten Schlachtstätten gefahren werden. Ausgestallte Legehennen aus Hessen werden zum Teil über Zwischenhändler zu Schlachtbetrieben nach Niedersachsen oder gar Belgien gefahren.
Auch Legehennen oder Freilandmasthähnchen aus Hühnermobilen, die regional direkt vermarktet werden sollen, mussten zur Schlachtung bisher oft bis Mittel- und Nordhessen gefahren werden, weil es in der Wetterau keinen EU-zugelassenen Schlachtbetrieb gibt, der Lohnschlachtungen für diese Halter machen darf.
Die vorhandenen Geflügelschlachtbetriebe, Direktvermarkter mit eigenem Schlachthaus, dürfen zwar nach Lebensmittelrecht bis 10.000 Tiere pro Jahr schlachten und regional vermarkten, aber keine Lohnschlachtungen für andere Hühnerhalter durchführen.
Sie schlachten für sich selbst oft deutlich weniger als 10.000 Tiere im Jahr, aber ihr Schlachthaus darf nicht von anderen genutzt werden.
Eine EU-Zulassung, die dies ermöglichen würde, ist aufgrund der damit verbundenen Bürokratie, der Dokumentationspflichten und der hohen Gebühren für die Schlachttier- und Fleischuntersuchung durch einen amtlichen Tierarzt für derartige Betriebe unrentabel.
Viele Hühnerhalter mit artgerecht gehaltenen Tieren suchen daher vergeblich eine nahe gelegene Schlachtstätte, die auch eine geringe Anzahl von Hühnern oder Hähnchen schlachtet.
In einem Pilotprojekt wurde eine mobile Hühnerschlachtstätte entwickelt, die von mehreren Betrieben genutzt werden kann und nicht unter die EU-Zulassungspflicht fällt.
Sie wurde insbesondere für ökologisch arbeitende Betriebe, aber auch sonstige kleine Hühnermobilbetreiber mit artgerechter Haltung entwickelt.
„Ich freue mich, dass mit dieser mobilen Schlachtstätte der Modellregion Ökolandbau Wetterau ein weiterer Baustein hinzugefügt wurde“, sagte Kreisbeigeordneter Matthias Walther bei der Vorstellung der Anlage.
Unterstützt wurde das Projekt mit finanziellen Mitteln der Gerty-Strohm-Stiftung und der Stiftung der Sparkasse Oberhessen.
Dr. Madeleine Martin, Landestierschutzbeauftragte in Hessen, begrüßt es, dass artgerecht gehaltene Hühner jetzt nicht mehr in enge Transportkäfige verladen werden und zu weit entfernten Schlachtstätten gefahren werden müssen.
„Ich freue mich sehr für die Hühner aus Mobilställen, dass es uns gelungen ist, dieses Projekt für mehr Tierwohl hier zu verwirklichen!“
Amtstierärztin Dr. Veronika Ibrahim, die in der Wetterau für Tierschutz beim Schlachten zuständig ist, erklärt: „Das Geflügel wird im Schlachtmobil auf einem befestigten Platz direkt beim Hühnermobil oder in Stallnähe elektrisch betäubt und fachgerecht geschlachtet.
Das Mobil ist mit allen Geräten wie Brühkessel, Rupfmaschine und Zerlegetisch ausgestattet!“ Sie hat die hochmoderne, manuelle Elektrobetäubungsanlage des Schlachtmobils, überprüft und bestätigt: Diese Methode ist für die Tiere deutlich schonender als die sonst übliche Kopfschlag- oder Bolzenschussbetäubung.
Marcel und Lisa Emrich, die den Betrieb des Schlachtmobils übernommen haben, erhielten bereits vor dem offiziellen Start Anfragen, die weit über den Wetteraukreis hinausgehen und sind sich sicher, dass das Geflügelschlachtmobil ein echtes Erfolgsmodell werden wird.
Claudia Zohner von der Modellregion Ökolandbau Wetterau wünscht sich, dass durch das Wetterauer Geflügelschlachtmobil auch die Vermarktung regionaler Bioprodukte aus der Mobilstallhaltung gefördert werden kann.