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„Kirche muss ein Ort zum Zusammenkommen sein“

Pfarrerin Susanne Pieper geht in den Ruhestand. Sie wird am Sonntag, 28. April, um 14 Uhr in einem Gottesdienst in der Dankeskirche verabschiedet. Foto: Pressedienst Evang. Dekanat Wetterau

Pfarrerin Susanne Pieper geht in den Ruhestand

BAD NAUHEIM. - Zu Kirchenmaus „Johanna“ hat Susanne Pieper eine besondere Verbindung. Die Handpuppe hat die Pfarrerin in den 19 Jahren Dienst in der Ev. Kirchengemeinde Bad Nauheim stets begleitet.

Neben den Eltern-Kind-Gottesdiensten mit der Kirchenmaus hat sie sich aber auch in vielen weiteren Bereichen engagiert. Jetzt ist sie im Ruhestand.

Bereits zum 01. Dezember 2023 hat Susanne Pieper ihren Dienst beendete. Das war zunÀchst nicht geplant. Sie entschied sich dazu, um noch einige wertvolle Wochen mit ihrer Mutter in Norddeutschland zu verbringen. Dort ist Susanne Pieper geboren und aufgewachsen.

In Norddeutschland hat sie auch ihre ersten Jahre als Pfarrerin verbracht – und ihren Ehemann Friedhelm Pieper kennengelernt. Als dieser zum GeneralsekretĂ€r des Internationalen Rates der Christen und Juden mit Dienstsitz in Heppenheim gewĂ€hlt wurde, kam die Familie nach Hessen.

Im September 2004 trat Susanne Pieper die Pfarrstelle in der Kernstadt an und teilte sich zunĂ€chst eine halbe Stelle im Ostbezirk mit Pfarrer Ulrich Becke im damals noch fĂŒnfköpfigen Pfarrteam.

Ihr Schwerpunktthema war die Arbeit mit Jugendlichen und Familien. Gemeinsam mit GemeindepĂ€dagogin Regina Reitz gestaltete sie Wochenend-Freizeiten fĂŒr Eltern und Kinder.

WĂ€hrend die Kinder betreut und kindgerecht an das gewĂ€hlte Thema herangefĂŒhrt wurden, hatten die Eltern Zeit sich abseits des Alltags den Glaubens-Themen zu widmen.

„Aber auch Familien- und Tauferinnerungsgottesdienste, Kletterfreizeiten oder Angebote in der Passionszeit gehörten zu unserem Angebot fĂŒr Eltern und Kinder“, erzĂ€hlt die Pfarrerin. „Beliebt waren auch die Taufgottesdienste speziell fĂŒr Kita-Kinder aus dem Kindergarten Lee Boulevard.“

Kirchenmaus „Johanna“ stand im Mittelpunkt der Kirchenmaus-Gottesdienste. Ein Angebot fĂŒr 2- bis 6-JĂ€hrige Kinder und ihre Eltern, samstagsnachmittags im Gemeindezentrum Wilhelmskirche

„Ich hatte das Format bei meiner Ankunft von einer Kirchenvorsteherin ĂŒbernommen und habe es mit einem wechselnden Team bis zu meinem Abschied weitergefĂŒhrt.“

Nach dem kurzen Gottesdienst mit der Handpuppe gibt es ein Bastelangebot fĂŒr die Kinder. Bei Kaffee und Keksen ist Zeit fĂŒr Austausch und Begegnung.

„Dabei sind unter den Eltern echte Freundschaften entstanden. FĂŒr mich ist das eines der besten Beispiele, wie Kirche sein muss: ein Ort zum Zusammenkommen und um sich zu begegnen.“

Dieses Ziel verfolgte auch die „Dinner Church“. An gemeinsamen Nachmittagen wurde gekocht, gegessen, das Abendmahl gefeiert und Bibeltexte geteilt.

„So begegneten sich ganz unterschiedliche Menschen. Ich war immer auf der Suche nach neuen Gottesdienstformen, die Begegnung fördern. Ebenso war es mir wichtig, dass Kirche mitten im Leben stattfindet. Deshalb haben wir zum Beispiel auch Valentinstagsgottesdienste fĂŒr Verliebte gefeiert.“

Mit den Jugendlichen erlebte Susanne Pieper die ein oder andere Osternacht. „Das gemeinsame Bestehen der Nacht bis zur MorgendĂ€mmerung war eine tolle Gemeinschaftserfahrung, bei der sich viele noch einmal ganz anders Öffnen konnten. Ich fĂŒhrte viele intensive GesprĂ€che.“

Die internationalen Kontakte ihres Ehemanns als Europabeauftragter am Zentrum Ökumene bereicherten die gemeinsam gestalteten Jugendfahrten in den Herbstferien. „Wir sind quer durch Europa gereist. Ein Fokus lag dabei auf dem jĂŒdischen Leben vor Ort. Darauf blicke ich heute gerne zurĂŒck“, erzĂ€hlt Pieper.

„Ein besonderes Highlight war der Jugendkirchentag, der 2006 in Bad Nauheim und Friedberg stattgefunden hat.“. 4 Tage lang beteiligten sich rund 900 Jugendliche an Angeboten und Veranstaltungen. „Das hat zwar viel Zeit und Kraft gekostet, war aber eine unglaublich tolle Erfahrung“, erzĂ€hlt Pieper.

Mit dem eigenen Älterwerden verĂ€nderte sich auch das Arbeitsgebiet der Pfarrerin. Statt der Jugend widmete sie sich der Frauenarbeit. Gemeinsam mit der Frauenselbsthilfe nach Krebs feierte sie jĂ€hrliche „Lucia“-Gottesdienste, um auf das Thema Brustkrebs aufmerksam zu machen.

„Das Begleiten der Gruppe war eine sehr intensive Arbeit, die mir persönlich sehr wichtig war. Die SolidaritĂ€t der Frauen untereinander, wie sie gekĂ€mpft haben, das hat mich tief beeindruckt. Immer wieder habe ich erlebt, wie der Glaube stĂ€rken und Kraft geben kann.“

Wie auch bei Gottesdiensten und Besuchen im Parkstift Aeskulap. „Dort begegnete ich unterschiedlichen Biografien und Fragestellungen. Aus der Arbeit habe ich viel fĂŒr mich selbst mitgenommen.“

Beim Tauffest am Schwalheimer Rad im vergangenen Jahr durfte Susanne Pieper gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen dann noch einmal insgesamt 27 Menschen taufen. „Ich bin froh, dass ich das miterlebt habe.“

Auch nach dem Ruhestand wird die Familie in Bad Nauheim bleiben. Über die Jahre sind viele Verbindungen und Freundschaften entstanden.

„Außerdem ĂŒbernehmen wir den ‚Großelterndienst‘ fĂŒr unsere Enkelkinder.“ In der neu gewonnenen Zeit möchte sich Susanne Pieper wieder stĂ€rker der Musik widmen. Neben dem Klavier steht in ihrem Wohnzimmer eine große Harfe, die darauf wartet, wieder gespielt zu werden.

Am 28. April wird Susanne Pieper um 14 Uhr in einem Gottesdienst in der Dankeskirche verabschiedet.