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Heißt es auch in Zukunft noch „Glück auf“ in Wölfersheim?

Außerordentliche Mitgliederversammlung entscheidet über Zukunft der Bergbau- und Kraftwerkstradition in Wölfersheim

WÖLFERSHEIM. - Der Bergbau spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte und Entwicklung Wölfersheims. Zum Beginn der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts endete dieses Kapitel in der Geschichte der Gemeinde, doch die Erinnerung an diese Ära hält man gerne hoch.

So wurde beispielsweise bei der Gestaltung des Kreisels an der B455, der täglich von rund 12.000 Fahrzeugen genutzt wird, der bergmännische Gruß „Glück auf“ angebracht und durch einen Stollen mit Hunt ergänzt. An der Rückseite des Stollens findet sich der Brückenschlag in die Moderne mit dem Slogan „Wölfersheim hat Energie“.

Auch die frisch gestrichenen Loks und Waggons im Bereich des Bahnhofes oder der historische Rundweg um den Wölfersheimer See erinnern an die Zeiten von Bergbau und Kraftwerk. Einen wichtigen Beitrag zur Erinnerung leistet das Wölfersheimer Energie Museum, das ehrenamtlich und mit viel Engagement betreut wird und den Brückenschlag von der Braunkohle bis zu den modernen regenerativen Energieformen schafft.

Eine tragende Säule in der Bewahrung der Wölfersheimer Geschichte ist der „Verein zur Pflege der Bergbau- und Kraftwerkstradition in Wölfersheim 1991 e.V.“. Die ehrenamtlich Aktiven dieses Vereins betreiben das Energiemuseum und sind darüber hinaus äußerst engagiert.

Insbesondere bei der Digitalisierung und Archivierung historischer Fotoaufnahmen leisten sie wichtige Arbeit, von der noch Generationen profitieren werden. Der Verein hat aktuell 106 Mitglieder, leidet jedoch unter einem sehr hohen Altersdurchschnitt.

Im Rahmen der letzten Jahreshauptversammlung fand sich im Verein leider kein neuer Vorstand. Bürgermeister Rouven Kötter, der als Wahlleiter tätig war, machte einen Vorschlag zur weiteren Vorgehensweise: Gemeinsam mit dem noch amtierenden Vorstand erarbeitete er ein Konzept, wie man auch ohne einen Verein im Hintergrund die stolze Bergbautradition in Wölfersheim am Leben halten kann.

Dieses Konzept wurde nun an alle Mitglieder des Vereins verschickt und soll im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 10. Februar diesen Jahres präsentiert, beraten und beschlossen werden.

„Es ist sehr unwahrscheinlich, dass am 10. Februar ein vollständiger Vorstand für den Verein gefunden wird. Für die Gemeinde Wölfersheim sind die Arbeit der ehrenamtlich Engagierten und die Ziele des Vereins jedoch von großer Bedeutung“, erläutert Bürgermeister Kötter, warum er sich bei dieser Thematik so engagiert.

Einige Aktive haben bereits signalisiert, dass sie zwar nicht mehr für die Vereinsarbeit, sehr wohl aber für ein Engagement im Museum zur Verfügung stehen. Das Konzept von Vereinsvorstand und Bürgermeister sieht vor, dass der „Verein zur Pflege der Bergbau- und Kraftwerkstradition in Wölfersheim 1991 e.V.“ aufgelöst werden soll.

Das vorhandene Vereinsvermögen geht laut Satzung des Vereins an die Gemeinde Wölfersheim. Bürgermeister Kötter sichert jedoch zu, dass das Geld direkt an die Bürgerstiftung weitergeleitet wird und dort im Sinne der Ziele des Vereins dauerhaft verwendet werden soll.

Kötter soll zudem als Liquidator des Vereins eingesetzt werden, um die Auflösung rechtskonform durchzuführen. Innerhalb des Rathauses wird dieser Prozess vom Fachbereichsleiter für Finanzen, Eike See, bearbeitet, der bereits die Liquidation der „Bürgerinitiative gegen eine Mülldeponie in Wölfersheim“ erfolgreich durchgeführt hat.

„Wir bekennen uns klar zu den Zielen des Vereins und sichern zu, die Bergbau- und Kraftwerkstradition in Wölfersheim weiterhin zu pflegen und uns aktiv für eine positive Erinnerung an dieses wichtige Kapitel einzusetzen", schreibt Kötter in seinem Konzept. Die Gemeinde wird daher das Wölfersheimer Energiemuseum weiterhin betreiben.

Die Öffnungszeiten werden, so lange dies möglich ist, ehrenamtlich durch die ehemaligen Mitglieder des Vereins abgedeckt. Zur dauerhaften Sicherung der zahlreichen historischen Fotografien stellt die Gemeinde Wölfersheim eine Teilzeitkraft auf 400-Euro-Basis ein, um die ehrenamtlich Tätigen technisch zu unterstützen.

Ziel hierbei ist es, die technischen Fähigkeiten einer Hilfskraft mit dem enormen Fachwissen der Ehrenamtler zu verbinden, um eine zeitgemäße, nachhaltige Foto-Datenbank aufzubauen. Dies muss zwingend geschehen, solange noch genügend Zeitzeugen vorhanden und zur Mitarbeit bereit sind.

Im Rathaus soll künftig Klimaschutzmanager Markus Michel das Museum betreuen und den ehrenamtlich Engagierten mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Mit der Durchführung des Konzepts wird der Verein zwar aufgelöst, seine Ziele werden jedoch auch in Zukunft verfolgt.

Alles andere wäre fahrlässig und würde unserer stolzen Tradition nicht gerecht werden. Ich hoffe, dass die Vereinsmitglieder dies auch so sehen und das Konzept beschließen werden“, begründet Kötter das Engagement.