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Jugendpflegen im Odenwaldkreis

Kollegialität und gegenseitige Unterstützung prägten die Zusammenarbeit der Jugendpflegen ...

... im Odenwaldkreis in den letzten Wochen und Monaten. Fotos: Torsten Hormel, Brensbach

Stetige Veränderungen in Zeiten von Corona und allerhand zu tun

ODENWALDKREIS. - Die Corona-Pandemie hat zahlreiche Folgen. Nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern vor allem im sozialen Bereich mussten und müssen gravierende Einbußen hingenommen werden.

Neben der Schließung von Schulen und Kindergärten waren auch die Jugendpflegen im Odenwaldkreis seit dem 16. März 2020 von eklatanten Einschränkungen betroffen.

Bedeutung für Jugendliche

Mit dem Lock-Down haben viele Heranwachsende im Hinblick auf ihre Freundschaften, ihre gewohnten Lebenswelten und ihre Entfaltungsmöglichkeiten herbe Einschnitte hinnehmen müssen.

Trotz Schließung der Jugendtreffs rissen die meisten Kontakte zwischen den Jugendlichen und den Jugendpflegerinnen und Jugendpflegern nie ganz ab.

Über die aufsuchende Arbeit im öffentlichen Raum, das sogenannte Streetwork, die sozialen Netzwerke und Telefonate waren Gespräche und Hilfeleistungen weiterhin möglich.

Auch sind in den letzten Wochen bereits Termine unter strengen Auflagen durchgeführt worden. Dadurch konnten manche Teenager in schulischen, beruflichen und persönlichen Belangen sowie im Freizeitbereich unterstützt werden.

Andererseits ist es doch etwas ganz Anderes, wenn es ein offenes Haus, eine Anlaufstelle für junge Menschen gibt, zu der sie freien Zugang haben. An die sie sich unkompliziert wenden können und ein offenes Ohr finden.

Die Zeiten haben sich geändert

Leider liegen die Zeiten der unbeschränkten Freiheiten in weiter Ferne und die Wiedereröffnung der Jugendtreffs im Odenwald sind an einige Bedingungen geknüpft.

Weil die Platzzahlen begrenzt sind, wird in manchen Kommunen empfohlen, sich vor dem Besuch der Einrichtungen anzumelden. Eine Pädagogin erklärt außerdem: Wie in der Gastronomie müssen sich alle Heranwachsenden in Besuchslisten eintragen, um Infektionsketten nachverfolgen zu können.

Das ist wichtig, falls sich herausstellt, dass sich jemand mit dem COVID-19-Virus in einem der Jugendzentren aufgehalten haben sollte.”

Auch bei den Öffnungszeiten müssten vielerorts Beschränkungen hingenommen werden. Bei längeren Öffnungen bestehe die Gefahr einer Ansteckung durch sogenannte Aerosole.

Ständig neue Sicherheitsregeln

Zu Beginn der Lockerungen war es von großer Bedeutung, dass die allgemein geltenden Abstands- und Hygieneregeln eingehalten wurden. Hierzu zählen die Sicherheitsabstände, das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen und die Einschränkung der Teilnehmerzahlen.

Auf Körperkontakt, das Händeschütteln und die Weitergabe von Smartphones, Tischtennisschlägern, Billiardqueues, Controllern und ähnlichem musste verzichtet werden.

Inzwischen ist die Weitergabe von Gegenständen wieder erlaubt, Gruppengrößen bis 10 Personen und Veranstaltungen bis 100 Menschen sind möglich.

Diese dauernd wechselnden - bis ins kleinste Detail formulierte - Bestimmungen haben einen hohen Arbeitsaufwand zur Folge. Sie müssen sowohl gelesen und durchgearbeitet als auch für die Hygienekonzepte der Jugendtreffs immer wieder angepasst werden.

Nicht zuletzt führt das zu Verunsicherungen bei den verantwortlichen Aufsichtspersonen sowie zu Unverständnis bis hin zu Widerwillen bei den Jugendlichen.

Gute Lösungen sind gefragt

Wie alle Bürgerinnen und Bürger waren auch die Jugendpflegerinnen und Jugendpfleger vom Lockdown und seinen Konsequenzen völlig überrascht.

Zugleich hatten sie eine passende Antwort parat: In gemeinsamen Videokonferenzen haben sie ihr Wissen zusammengetragen, Ideen geschmiedet, Lösungen erarbeitet und sind seither auf diese Weise wöchentlich vernetzt.

Schnell wurde deutlich, dass weder die Kommunen noch die Pädagoginnen und Pädagogen gleiche Voraussetzungen bieten. Die räumlichen Bedingungen der Jugendtreffs und die jeweiligen Anforderungen von Seiten der kommunalen Verwaltungen und Politik sind zum Teil grundverschieden.

So haben einige Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter ihre Stärken und Schwerpunkte in den digitalen Medien und sozialen Netzwerken, andere in der aufsuchenden Arbeit, dem sogenannten Streetwork.

Wieder andere verstehen sich mehr auf Einzelarbeit in Hinblick auf Beratungen, Lernhilfen, Unterstützung bei der Berufsfindung und Bewerbungen.

Und schließlich gibt es diejenigen, die Sport-, Bastel- und andere Angebote in Klein- und Kleinstgruppen oder per Videokonferenz / Videotutorial anbieten können.

Während einige Jugendzentren wieder öffneten, blieben andere geschlossen. Auch bei den Ferienspielen gibt es unterschiedliche Vorgaben, so dass sie mancherorts durchgeführt, andernorts verschoben oder abgesagt werden.

Die Folgen für die Jugendarbeit

Egal welche Betreuungs- oder Bildungseinrichtung man fragt - ob Kindergarten, Schule oder Jugendtreffs: Der Aufwand und die erforderliche Betreuungsdichte nehmen zu. Gleichzeitig können immer weniger Kinder und Jugendliche betreut und auf ihrem Lebensweg begleitet werden.

Sorgen bereiten diejenigen jungen Menschen, die bereits vor der Corona-Pandemie benachteiligt waren und jetzt regelrecht abgehängt oder übersehen werden.

Ihnen fehlen zumeist nicht nur die technischen Voraussetzungen und das digitale Know-How für das Home-Schooling und den Fernunterricht, ebenso fehlt es oftmals an Tagesstruktur und familiärer Unterstützung, um diese Herausforderungen zu meistern.

Diese Kinder und Jugendliche sind es auch, die für die Jugendarbeit auf digitalem Weg schlecht zu erreichen sind. Ein Jugendpfleger aus dem Odenwald bringt es pointiert so zum Ausdruck:

“Die Jugendlichen sind digitale Konsumenten und nicht digitale Produzenten. Sie sind zum Spielen, Schauen und Chatten mit ihren Freunden online unterwegs. Wenn du etwas von ihnen möchtest, kommt so gut wie nichts zurück. Du brauchst den persönlichen Kontakt, Face-to-Face!“

Trotz aller Schwierigkeiten sind sich die Jugendpflegerinnen und Jugendpfleger im Odenwaldkreis einig: “Wir bleiben dran! Niemand soll verloren gehen! Wir versuchen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, Kinder und Jugendliche auf ihrem Lebensweg zu begleiten.”

Inzwischen haben fast alle Städte und Gemeinden des Odenwaldkreises kommunale Jugendarbeit implementiert. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Corona-Krise unter anderem dafür genutzt, eine eigene Homepage aufzubauen, die in Kürze online gehen soll.

Dort werden Sie die Verbindungsdaten und Internetauftritte der Jugendpflegen in Bad König, Brensbach, Breuberg, Erbach, Fränkisch-Crumbach, Höchst, Lützelbach, Oberzent und Reichelsheim finden.