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Hoppla! Die Stadt Oberzent sagt NEIN zu grüner Umweltzerstörung

Grüne Verspargelung, eventuell auch noch in Wohngebieten, wie hier dargestellt, ist in der Stadt Oberzent nicht gefragt. Fotomontage: Jeanne Kloepfer

Heute schreibt Jakob Ihrig, Raubach, posthum seine satirische Betrachtung zum mit klarer Mehrheit gefassten Beschluss der Oberzent-Mandatsträger, keine Flächen für Windindustrie zur Verfügung zu stellen

ODENWALD. - Seit 2013 gibt es in der Oberzent Bürgerinitiativen, die sich gegen die Verspargelung unserer wunderschönen Odenwälder Landschaft wehren. In den Anfangsjahren war dies nicht immer leicht.

Die Landflucht der letzten Jahrzehnte hatte in der Kernstadt deutliche Spuren hinterlassen und die intellektuelle Auszehrung war unübersehbar. Insbesondere unter den Stadtverordneten - dem obersten Entscheidungsgremium der Stadt - war doch mancher völlig vergrünt oder zumindest doch stark angegrünt.

Der Tiefpunkt war wahrscheinlich 2016 erreicht, als es als letztes Aufbäumen noch zu einer Art Kenialiste (schwarz/rot/grün) kam, bei der die Ewiggestrigen noch einmal gemeinsam auf die Chaise sprangen, um sich dem frischen Wind, der aus Richtung ÜWG und FDP wehte, mit letzter Verzweiflung entgegenzuwerfen.

Schwung kam dann richtig mit der Gemeindefusion in die Bude. Die umliegenden Gemeinden brachten doch etwas mit, was in der Kernstadt vergessen war: Interesse an der eigenen Umwelt, der Gemeinschaft, dem Nachbarn und eben unserer herrlichen Naturlandschaft.

Die Zeiten gingen zu Ende, in denen in Wiesbaden von der Partei entschieden, durch den Kreis angewiesen und in Beerfelden nachgeblökt wurde.

Wer heute eine Stadtverordnetenversammlung besucht, sieht nicht nur frische neue Gesichter, er stellt auch fest, dass es bei weitem nicht mehr eine Mehrheit der Stadtverordneten ist, die das Kuvert mit den fristgerecht zugesandten Unterlagen erstmalig im Sitzungssaal aufreißt. Mancher hat sich vorbereitet und über die Themen, über die es zu entscheiden gilt, sogar nachgedacht.

Es ist daher großartig, dass zumindest unter den vier ernstzunehmenden Parteien, zu denen übrigens auch wieder (nur auf kommunaler Ebene!) die CDU gezählt werden darf, ein klares NEIN zum Thema Windkraft artikuliert wurde.

Einem FDP-Antrag folgend, wird die Stadt nun keine eigenen Flächen für die Windkraftnutzung zur Verfügung stellen. Sie wird auch, soweit ihr das rechtlich möglich ist, keine Zuwegungen und Lagerflächen bereitstellen.

Das ist großartig und eine wegweisende Entscheidung. Erstmalig seit vielen Jahrzehnten werden damit wieder die Interessen der Bürger und der Gemeinde in den Vordergrund gestellt. Die dreckig-grüne Energiepolitik der Landesregierung ist hier unerwünscht und das ist gut so.

Das dies erreicht werden konnte, hatte vor sieben Jahren, als die ersten Bürgerinitiativen gegründet wurden, niemand für möglich gehalten. Seither ist die Oberzent verschont geblieben, aber das ist keine Garantie für die Zukunft.

Im Moment treiben gerade Projektierer-Vasallen in Rothenberg ihr Unwesen. Es steht zu befürchten, dass sie irgendwann rücksichtlose Landbesitzer finden werden, die ihre Waldflächen verpachten. Sie hoffen, dass irgendein geldgieriger Odenwälder schon unterschreiben wird.

Für den geplanten Windpark auf dem Katzenwinkel /Etzean war kein privater Waldbesitzer bereit, die Überfahrt über seine Flächen zu dulden. Danke nochmal an alle: Ihr seid die Achse der Anständigen!

Derzeit wird die Stadt allerdings vom Projektierer JUWI auf Verpachtung von Flächen für Zuwegungen für den in Etzean geplanten Windpark verklagt, um dies doch zu ermöglichen.

Der Beschluss der Stadtverordneten versetzt die Stadt in die Lage, die nötigen Schritte zur Rechtsverfolgung einzuleiten. Entscheidend wird sein, den Fall bis zur nächsthöheren Instanz am Verwaltungsgerichtshof in Kassel zu ziehen, denn dort gelten die Richter noch als integer und unvergrünt.

Ohne den Beschluss der Stadtverordneten würde man sich vermutlich mit der zu erwartenden, negativen Entscheidung des Verwaltungsgerichts in Darmstadt zufriedengeben. Es bleibt also spannend, aber der erste Schritt ist gemacht.