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Matiaske warnt vor Nachteilen fĂŒr Ballungsraum und lĂ€ndliche Regionen

Landrat: Wohnbau-Initiative „Großer Frankfurter Bogen“ ist der falsche Ansatz

ODENWALDKREIS. - Landrat Frank Matiaske hat ein grundlegendes Umdenken der Wohnungsbaupolitik in Hessen angemahnt. Anlass ist die Wohnungsbau-Initiative „Großer Frankfurter Bogen“, die der Hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir jĂŒngst vorgestellt hat, der auch fĂŒr Wohnen zustĂ€ndig ist.

Um Frankfurt zu entlasten, möchte er mit diesem Projekt Kommunen beim Wohnungsbau unterstĂŒtzen, die innerhalb von 30 Minuten mit dem Zug vom Frankfurter Hauptbahnhof zu erreichen sind.

„Dieses Projekt wird sich sowohl auf den Ballungsraum um Frankfurt als auch auf lĂ€ndliche Regionen negativ auswirken“, warnt Matiaske.

„Im Ballungsraum werden die Straßen noch verstopfter und die ZĂŒge noch voller sein, und das in Zeiten, in denen der Individualverkehr und der Öffentliche Personennahverkehr schon lĂ€ngst an ihre Grenzen gestoßen sind.“

Angesichts des FachkrÀftemangels werde es mehr als schwierig, in den neuen Wohngebieten die zusÀtzliche Infrastruktur im Kinderbetreuungs- und Bildungs- sowie im Gesundheits- und Rettungswesen aufzubauen.

Außerdem wĂŒrden durch die neuen Baugebiete auch die letzten GrĂŒnflĂ€chen im Ballungsraum versiegelt. „Das kann nicht im Interesse der Landesregierung sein.“

FĂŒr lĂ€ndliche Regionen befĂŒrchtet Matiaske durch das von Al-Wazir verfolgte Projekt eine noch stĂ€rkere Abwanderung in den Ballungsraum.

„Die 200.000 neue Wohnungen, die im ,Großen Frankfurter Bogen‘ geplant sind, produzieren perspektivisch 200.000 LeerstĂ€nde im lĂ€ndlichen Raum.“

In der Folge wĂŒchsen die Probleme in lĂ€ndlichen Regionen – bis zur Schließung von KindergĂ€rten und Schulen. Auch der FachkrĂ€ftemangel, besonders im Handwerk, werde sich weiter verschĂ€rfen.

„Der ,Große Frankfurter Bogen‘ verfolgt einen falschen Ansatz“, ist Matiaske ĂŒberzeugt. Nötig sei hingegen eine neue Stadt-Land-Politik in Hessen, die nicht zuallererst auf die Entwicklung von BallungsrĂ€umen setze: „Wenn wir es gemeinsam schaffen, die AttraktivitĂ€t der lĂ€ndlichen RĂ€ume zu stĂ€rken, dann profitiert auch der Ballungsraum.“

Dazu mĂŒssten lĂ€ndliche Regionen durch ein gut getaktetes, preiswertes Nahverkehrsangebot und eine ansprechende digitale Infrastruktur gestĂ€rkt werden.

„Bei einer entsprechenden Ausstattung der lĂ€ndlichen Gebiete können diese den Ballungsraum entlasten und als Wohnort, auch außerhalb des ,Großen Frankfurter Bogens‘, fĂŒr viele Menschen eine realistische Option werden“, hebt Matiaske hervor.

Die Bewerbung des Rhein-Main-Verkehrsverbunds bei der Bundesregierung fĂŒr ein 365-Euro-Ticket-Modellprojekt sei der richtige Ansatz.

Eine Studie aus Berlin belege, dass BeschĂ€ftigte in der Kreativ- und Digitalbranche in einem Umkreis von einer Fahrstunde rund um die Hauptstadt leben und arbeiten wĂŒrden, so lange die digitale Infrastruktur am Wohnort stimme.

„Deswegen ist der Radius im ,Großen Frankfurter Bogen‘ von 30 Minuten vom Wohnort zum Frankfurter Hauptbahnhof zu klein gezogen“, moniert der Landrat.

Er verweist außerdem auf eine Umfrage der Landesregierung, der zufolge sich die meisten Hessen eine StĂ€rkung des lĂ€ndlichen Raums wĂŒnschten.

Zudem zeige eine Umfrage der Bundesstiftung Baukultur, dass die meisten Menschen zwischen 30 und 60 Jahren eine Landgemeinde als Wohnort bevorzugten.