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50 Jahre Städtepartnerschaft Michelstadt - Hulst

Die „Fanfare Weldoern Veermark“, eine Musikformation aus dem Hulster Stadtteil Clinge, bei ihrem Jubiläumskonzert an Pfingstsonntag auf dem Marktplatz in Michelstadt. Foto: Ernst Schmerker

MICHELSTADT. - Noch immer mit Leben erfüllt ist die Städtefreundschaft Michelstadts mit der niederländischen Gemeinde Hulst, deren fünfzigjähriges Bestehen am Pfingstsonntag im Rahmen der Bienenmarkt-Veranstaltungsfolge gefeiert wurde.

Als sich die Familien des nach dem Krieg in den Odenwald verschlagenen Bernsteinhändlers Hermann Schüddemage und des Hulster Bürgermeisters Peter Molthoff beim Spielen ihrer Kinder auf dem Campingplatz bei Lindau am Bodensee kennenlernten, war nicht vorauszusehen, dass sich aus dieser Begegnung eine Ländergrenzen überschreitende Freundschaft entwickeln würde.

Und da auch Bürgermeister Erwin Hasenzahl in einer Städteverschwisterung einen zielführenden Weg zu einem friedliebenden Europa sah, kam es am 19. Oktober 1969 zu einem von beiden Stadtoberen unterzeichneten offiziellen Partnerschaftsvertrag.

Von nun an fand zwischen beiden Kommunen ein reger Austausch statt. Nicht nur offizielle Delegationen waren dies, sondern Vereine, Schulklassen und viele Familien, die sich gegenseitig auf den Weg machten und Freundschaften aufbauten.

Die Radfahrgruppe vom „Kalten Schlag“ mit dem Drei-Hasen-Chef Ernst Müller als Frontmann strampelte regelmäßig die fünfhundert Kilometer rheinaufwärts ins Nachbarland, auch die Zweirad-Freunde von Hulst schafften es mit Wadenkraft pünktlich zur Eröffnung des Bienenmarktes im Kellereihof.

Die von dem niederländischen Versicherungsrepräsentanten Jan Stoffels gespendeten und mit dem eigenen Flugzeug zentnerweise in den Odenwald verbrachten frischen Muscheln waren für viele Hulst-Freunde beim gemeinsamen Verzehr im Hotel „Nibelungen“ stets ein willkommener Gaumenschmaus.

Auch wenn die Zahl der gegenseitigen Besuche im Laufe der Jahre abgenommen hat, so ist die verbriefte Freundschaft in Michelstadt an verschiedenen Stellen doch immer gegenwärtig.

Die zum Bahnhof führende Straße trägt den Namen der Partnerstadt, am Stadteingang an der Frankfurter Straße dreht sich seit Jahrzehnten eine von Ehrenbürger Fachlehrer Martin Schmall in der Berufsschul-Holzfachklasse gebaute Windmühle.

Ein Hulster Brunnen und auch ein Laub werfender Tulpenbaum aus der Familie der Magnoliengewächse, der anlässlich der 40-jährigen Verschwisterung von den beiden Bürgermeister Jan-Frans Mulder und Reinhold Ruhr in dessen letztem Amtsjahr gepflanzt worden ist, sind ebenfalls Zeugnisse.

Vor dem Diebsturm an der Häfnergasse verweist ein auf den Hinterläufen stehender und mit Mönchskutte und Bibel ausgestatteter Reinicke Fuchs auf die Städtefreundschaft.

Ein von Bernd Hasenzahl im Auftrag seines Vaters überbrachtes präpariertes echtes Gegenstück war lange Zeit im Hulster Bürgermeisteramt ausgestellt, hat aber inzwischen einen unbekannten privaten Liebhaber gefunden.

Dass die Verschwisterung weiterhin auf festen Füßen stehen und für noch viele Jahre Bestand haben möchte, das postulierten am Pfingstsonntag beim mittäglichen Jubiläumskonzert die Instrumentalisten der „Fanfare Weldoern Veermark“ auf dem Marktplatz mit durchweg anspruchsvollen Weisen.

Die Musikformation ist im Hulster Stadtteil Clinge beheimatet und besteht seit 130 Jahren. Mit ihren Melodien zeigten die unter Leitung von Richard Schroevers stehenden Instrumentalisten eine beständige und auch vom Nachwuchs her musikalische Jugendfrische, die sie sich auch für die Städtepartnerschaft wünschten.

Diese erhofften sich ebenfalls nicht zuletzt der anwesende fünfundneunzigjährige Gründungsbürgermeister Peter Molthoff und der jetzige Verwaltungschef Jan-Frans Mulder, aber auch der Michelstädter Amtskollege Stephan Kelbert und Altbürgermeister Reinhold Ruhr, die sich mit weiteren Stadtrepräsentanten und vielen Bürgern zum Stelldichein auf dem Marktplatz eingefunden und das Mittagessen auf den Nachmittag verschoben hatten.