NEWS

Leserbrief: Ganz großes Kino fĂŒr den Odenwald und mehr....

Wir haben Sonntag, 25. MĂ€rz, 2018, 08.30 Uhr. Ich stehe mit SchĂ€ferhund Tyson im Feld ĂŒber Erbach West und mein Blick geht zum Industriegebiet Geisberg. Alle fĂŒnf WindrĂ€der stehen. Als ich nach Hause komme, schalte ich das Licht ein. Geht!

Meine Gedanken gehen zu 400 WindrĂ€dern die auf den Odenwald zukommen können! FĂŒr was? Die Betreiber rĂŒcken keine Zahlen heraus. Einzig das kommunale Rad am Hainhaus liefert verlĂ€sslich seit Jahren rote Zahlen.

Berlin, weit weg vom BĂŒrger, erinnert sich aber immer an diesen, wenn's um Geld geht. Nachvollziehbar ist der Ruf nach sauberer Energie, folglich der Beschluss, 2 % der BundesflĂ€che mit WindrĂ€dern zu bestĂŒcken, ausgenommen natĂŒrlich dichte Besiedlungen, FlughĂ€fen ... und ... Wohngebiete Prominenter.

In Schwachwindgebieten wie dem Odenwald kann eine Energieerzeugung durch WindrĂ€der nicht wirtschaftlich sein. Defizite werden durch ein EEG ausgeglichen. Dieses Gesetz ist nichts anderes als ein „Harz IV-Programm“ fĂŒr die Windindustrie.

Mittel dafĂŒr werden allen Verbrauchern abverlangt. Einen Beleg dafĂŒr erhalten sie nicht. Jeder noch so kleine Verein bietet Mitgliedern einen Jahresabschluss, aus dem Einnahmen und Ausgaben hervorgehen.

FĂŒr den Odenwald wĂ€re es aufschlussreich, was hiesige WindrĂ€der ins Netz einspeisen und welche Leistungen der Verbraucher einfließen, denn ohne diese wĂŒrde sich im Odenwald kein einziges Rad drehen!

In den BĂŒrgerversammlungen der Stadt Michelstadt ging es um die Vorstellung eines riesigen Projektes der EGO und ENTEGA, das in einem europĂ€ischen Vogelschutzgebiet geplant ist. Es soll alle bekannten Dimensionen sprengen. BĂŒrgermeister und Stadtverordnete werden wohl zustimmen.

Stadt und Investoren hatten wahrscheinlich nicht mit dem nachhaltigen Veto sachkundiger und mutiger BĂŒrger/innen gerechnet, deren Fragen in wesentlichen Punkten unbeantwortet blieben, obwohl ein vorgezogener geheimer Scopingtermin aller Behörden mit den Projektierern den Weg zur Aushebelung des Vogelschutzes ebnen sollte.

Die sachliche und gute Argumentation der Fragesteller war nicht zu ĂŒberbieten. Dem Vorhaben nach wird sich WĂŒrzberg am Rand eines gewaltigen Industriegebietes mit 241 Meter hohen TĂŒrmen finden. Zu Wertverlusten von Immobilien in Millionenhöhe kommen Gesundheitsgefahren durch LĂ€rm und Infraschall. Das EEG wird dem Höhenort zum VerhĂ€ngnis.

Erbach mit seinen Stadtteilen und Sicht auf die Anlagen wurde nicht beteiligt, obwohl finanziell und gesundheitlich Àhnlich betroffen.

Eine neue Dimension der Einflussnahme ließen in großer Anzahl erschienene SchĂŒler des benachbarten Gymnasiums erkennen. Sie folgten dem Klimaschutzkonzept des Odenwaldkreises aus 2013, das unter dem damaligen Landrat entstand.

Auf Seite 174 beginnend ist nachzulesen, dass sich aus Sensibilisierung der Kinder und Jugendlichen positive Effekte auf Konsum- und Nutzerverhalten ihrer Eltern und ihres Umfeldes ergeben könnten! Eine UnverschÀmtheit!

BĂŒrgermeister und Stadtverordnete wĂ€ren gut beraten, vor einer endgĂŒltigen Entscheidung zu Gunsten des Projektes eine Fahrt in den Westerwald zu wagen und GesprĂ€che mit dortigen GeschĂ€digten zu suchen.

Es kann nicht sein, dass Projektierer Baugenehmigungen nach eigenen und sehr fraglichen Gutachten von Wind und Natur erhalten, zumal ihr bisheriges Vorgehen im Odenwald als rĂŒcksichtslos gelten kann.

Viele BĂŒrgermeister, LandrĂ€te, RegierungsprĂ€sidien und LĂ€nder verhalten sich „lieb“ gegenĂŒber Berlin. Schert ein BĂŒrgermeister zum Wohl seiner Kommune aus, muss er, wie beim Biathlon, in die Strafrunde, die aber nicht Sekunden dauert, sondern bei den Verwaltungsgerichten viele Jahre, in denen WindrĂ€der ungebremst weiter gebaut werden können. Gelebte Demokratie eben!

Dietmar Lotz

64711 Erbach