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Wenn ein Chat plötzlich gefÀhrlich wird

Werben fĂŒr ein wichtiges Thema: die beiden Organisatorinnen Petra Karg (links) und Gertrud Sieverding beim AufhĂ€ngen eines Plakats, das auf die Fachveranstaltung fĂŒr mehr Sicherheit fĂŒr Kinder und Jugendliche im Internet aufmerksam macht. Foto: Stefan Toepfer/Kreisverwaltung

Mehr Schutz fĂŒr Kinder und Jugendliche im Netz: Fachveranstaltung und Workshops

ODENWALDKREIS. - Eigentlich war die erotische Aufnahme nur fĂŒr den Freund gedacht – plötzlich aber reden alle in der Schule ĂŒber dieses eine Foto. Eigentlich war es ein harmloser Chat zwischen zwei gleichaltrigen Jugendlichen – bis der eine sich plötzlich als erwachsener Mann entpuppt, der ein eindeutig sexuelles Interesse hat.

Die Gefahren, die im Internet lauern, sind groß. Gerade fĂŒr Kinder und Jugendliche, die mitunter allzu sorglos mit Fotos umgehen oder persönliche Informationen preisgeben.

Deswegen ist Vorbeugung extrem wichtig, besonders mit Blick auf sexuell motivierte Übergriffe oder Mobbing, Erpressung und Nötigung aufgrund intimer Fotos. Eltern, SozialpĂ€dagogen und Lehrer können sich am Donnerstag, 1. MĂ€rz, in der Fachveranstaltung „Sicher und kompetent im Netz“ ĂŒber Gefahren in der digitalen Welt informieren und darĂŒber, wie man Kinder und Jugendliche vor ihnen schĂŒtzen kann.

Dazu laden der Arbeitskreis „Gegen sexuellen Missbrauch“ des Odenwaldkreises, ein Zusammenschluss mehrerer Fach- und Beratungsstellen, sowie das Netzwerk gegen Gewalt ein. Die Veranstaltung findet in der Wandelhalle Bad König, Elisabethenstraße 7, statt und dauert von 19.00 bis 21.30 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

„Wir haben immer mehr damit zu tun, dass Kinder und vor allem Jugendliche in der PubertĂ€t viel zu viel von sich preisgeben, nicht zuletzt Nacktbilder, und dann unter teils schlimmen Folgen leiden, die sie nicht mehr im Griff haben“, sagt Gertrud Sieverding von der Beratungsstelle fĂŒr Kinder, Jugendliche und Eltern des Odenwaldkreises.

„Wir brauchen dringend mehr PrĂ€vention“, mahnt sie gemeinsam mit den beiden Mitveranstalterinnen Petra Karg und Martina Schmiegelt. Karg ist die Gleichstellungsbeauftragte des Odenwaldkreises, Schmiegelt ist Polizeihauptkommissarin und GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der Regionalen GeschĂ€ftsstelle SĂŒdhessen des Netzwerks gegen Gewalt, die im PolizeiprĂ€sidium SĂŒdhessen angesiedelt ist.

Das Netzwerk unterstĂŒtzt Aktionen der GewaltprĂ€vention, zu der auch die Fachveranstaltung „Sicher und kompetent im Netz“ zĂ€hlt. Den Hauptvortrag ĂŒber Gefahren im Zusammenhang mit dem Versenden von Nacktbildern und der Kontaktaufnahme durch vermeintlich Gleichaltrige, die aber erwachsen sind, hĂ€lt der MedienpĂ€dagoge Jan Rathje.

Kriminalhauptkommissar Harald Schmelzer wird ĂŒber strafrechtliche Folgen beim Missbrauch digitaler Medien sprechen. Außerdem wird das Beratungsangebot des Odenwaldkreises vorgestellt, das es fĂŒr Ratsuchende gibt, die sexuelle Gewalt erlebt oder miterlebt haben.

„Wir wollen das Bewusstsein dafĂŒr schĂ€rfen, welche Risiken im Internet drohen“, sagt Karg. „Digitale Medien sind aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht wegzudenken. Aber nicht alle, mit denen man dort zusammenkommt, sind freundlich, auch wenn es anfangs so scheinen mag“, warnt Schmiegelt. „Der AufklĂ€rungsbedarf von Eltern ist groß.“

Karg, Schmiegelt und Sieverding bitten Eltern eindringlich darum, mit ihren Kindern ĂŒber deren Verhalten im Internet zu sprechen und auf VerhaltensĂ€nderungen zu achten. „Es kann zum Beispiel sein, dass Kinder sich immer mehr zurĂŒckziehen, wenn sie sich im Netz bedrĂ€ngt fĂŒhlen“, so Sieverding. Karg ermutigt Eltern, mit ihren Kindern ĂŒber SexualitĂ€t zu sprechen. „Das darf nicht ausgeklammert werden, erst recht nicht, wenn es um den Internetkonsum geht.“

„Schon GrundschĂŒler haben auf ihren Handys Zugang zu pornografischem Material“, fĂŒgt Sieverding hinzu. „Damit dĂŒrfen sie auf keinen Fall allein gelassen werden.“ Karg und Sieverding sehen aber nicht nur Eltern, sondern auch die Schulen in der Pflicht, dem Verhalten von Kindern und Jugendlichen im Internet mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „Das mĂŒsste im Unterricht mehr als bisher behandelt werden“, heben sie hervor.

In zwei eigenen Veranstaltungen regt die Kinder- und Jugendförderung des Odenwaldkreises Kinder, Jugendliche und deren Eltern dazu an, die eigene Internetnutzung kritisch zu hinterfragen, um sich besser zu schĂŒtzen.

Unter der Überschrift „Was geht ab im Netz?“ bietet sie zwei Workshops an: Am Freitag, 9. MĂ€rz, sind von 17.30 bis 20.30 Uhr Jugendliche und Eltern dazu eingeladen, am Samstag, 10. MĂ€rz, von 14.00 bis 17.00 Kinder und Eltern.

Beide Veranstaltungen finden im Jugendtreff der Stadt Bad König, Schulstraße 7, statt, die Teilnahme ist kostenfrei. Weitere Informationen gibt es bei Tanja Hauck von der Kinder- und Jugendförderung unter der Telefonnummer 06062 70-3915 und der E-Mail-Adresse kijufoe(at)odenwaldkreis.de. Anmeldeschluss fĂŒr die Workshops ist am 7. MĂ€rz.

Wer Fragen zum Fachtag am 1. MĂ€rz hat, kann sich an Petra Karg wenden. Sie hat die Telefonnummer 06062 70-222 und die E-Mail-Adresse p.karg(at)odenwaldkreis.de.