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Odenwald-Till: Windige Geschichten aus dem Odenwald

Heute schreibt Till in seinen satirischen Geschichten aus dem Odenwald zu Gesetzen und Verordnungen und deren Anwendungen in Genehmigungsverfahren von Windkraftanlagen

ODENWALD. - Deutschland ist das Land mit den meisten Gesetzen und Verordnungen - weltweit! Und der Odenwald ist davon nicht ausgenommen.

Wie Sie inzwischen wissen, soll der Odenwald, einst ein liebliches Mittelgebirge, in eine Industrielandschaft umgebaut werden, wie es anderen Landesteilen schon zustieß. Wer also eine Ahnung davon haben will, fahre nur mal in den Westerwald oder den Hunsrück.

Alles muss normiert und gesetzestreu ablaufen, gleichzeitig aber die Wünsche der Konzerne bedient werden, ein Spagat, der unüberwindbar scheint, nicht aber für das Regierungspräsidium.

Wenn ein Bediensteter dieser Zulassungsbehörde dort arbeitet – vielleicht ein glühender Verfechter der bestehenden Politik, vielleicht aber auch nur ein Mensch mit Familie, zwei Kindern, einem Haushund und einer abzuzahlenden Hypothek – landen die Anträge der Projektierer, Konzerne und künftigen Betreiber der Windräder alsbald auf deren Tisch.

Der glühende Verfechter hat sich den Leitsatz „Klima, Klima über alles“ vermutlich mit UV Tinte auf die Stirn tätowieren lassen und haut den Stempel „aber gerne doch“ auf die Anträge. Der etwas kritischere Zeitgenosse mit Heim und Hypothek hat ev. Bedenken, ja, vielleicht sogar so etwas wie ein Gewissen.

Bei der Option – Besuch einer mehrköpfigen Delegation hochmotivierter Konzernrechtsanwälte incl. Bedrohung mit einer fünfstelligen Schadensersatzsumme oder der Versetzung in die Ausländer- oder Baubehörde - können Sie an einer Hand abzählen, wie hoch die Ablehnung der Anträge ist.

Aber nun sagt der gesetzeskonforme, klimaideologisierte Odenwälder triumphierend: „Das geht doch trotzdem alles nach Recht und Gesetz ab – es gibt doch Auflagen!“ Das Zauberwort schlechthin – Auflage, Auflage in dem Schrank, wer ist die schönste im ganzen Land??

Bei diesem Wort erstarren alle vor Ehrfurcht zu Stein, sinken verzückt zu Boden und preisen die Meister dieser Wortverklausulierungen. Stunden um Stunden können Sie in stiller Hingabe davor verbringen, Wort für Wort drehend und wendend, sich immer wieder ergötzend über den unvermuteten Humor, der nach langem Sinnieren zu Tage tritt.

Wenn da beispielsweise steht (Übersetzung ins Verständliche) „ die Flächen in der Nähe der WKAs müssen zum Schutz des Milans aufgeforstet werden“ entsteht vor Ihrem inneren Auge die Vision eines tiefen Tanns, aus dem sich majestätisch das Windrad aufrichtet. Späßle, haha!

Sonst alles geregelt bis in den Millimeterbereich – hier besteht künstlerische Freiheit wie Christbaumkulturen in Bonsaigröße, wo man die Bäume vor lauter Unkraut nicht entdecken kann. Bis sie ihren Zweck erfüllt haben, ist schon viel Wasser die Mümling runtergeflossen und dem Fuchs wurden etliche Mahlzeiten gesponsert. (Die Flächen unter den Rädern würden sich perfekt als Minigolfanlagen eignen, so schön leer und eben, eine Geschäftsidee für den touristischen Odenwald, das aber nur nebenbei).

Oder das Thema „Trinkwasserschutz“. Wie Sie wissen, befinden sich uralte Quellen am Kahlberg, die schon seit Jahrhunderten die umliegenden Ortschaften mit hochwertigem Wasser versorgen, u.a. die Ortsteile von Mossautal Hiltersklingen und Hüttenthal sogar komplett.

Das Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie gab schriftlich ebenfalls zu bedenken , dass durch die Vibrationen im Sandsteinboden diese Quellen langfristig versiegen könnten, was aber großzügig vom Tisch gewischt wurde.

EnBW hatte zügig eine bestechende Lösung parat, die die Genehmigungsbehörde sofort überzeugte – bei Versiegen eine Trinkwasserversorgung über Tankwagen, bis Mossautal auf eigene Kosten eine neue Leitung verlegt hat, um Mensch und Tier (es liegen dort mehrere Bauernhöfe mit Kühen, die allein schon täglich Etliches an Wasser konsumieren) Zugang zu dem teuren Nass zu verschaffen.

Ist der Humor der Schwaben nicht einfach großartig? Wer das allerdings durchführen (und vermutlich bezahlen) sollte, haben die Astrologen des Konzerns noch nicht ausgemacht – das THW hat schon mal großzügig abgelehnt. Aber was macht man nicht alles für die Gewinne eines Konzerns? Grundrecht auf gutes Trinkwasser – ja, wo kämen wir denn da hin??

Dagegen hat die Gemeinde Mossautal geklagt, das Ergebnis ist noch so offen wie die Frage, ob überhaupt in diesem Trinkwasserschutzgebiet gebaut werden darf. Wenn Sie dort ein Wochenendhäuschen hätten hinstellen wollen, dann Gnade Ihnen Gott! Aber ein paar putzige Windräder mit Tausenden Litern Maschinenöl – null Problem.

Und wie die Schwaben halt so sind, wurde gleich flugs losgelegt, ohne auf den Ausgang der richterlichen Entscheidung zu warten – Zeit ist Geld – die Gemeindevertreter in Fürth und Grasellenbach, die die Kohle ja schon im Haushalt fest eingeplant hatten, jubelten unisono.

Nun waren da mehrere Auflagen, z.B. um das Grundwasser vor Regenwasser zu schützen, was nicht als Trinkwasser verwendet werden kann. Planen sollten Spalten und Ritzen im Boden abdecken, Baufahrzeuge, die Diesel verlieren könnten, nicht in sensiblen Bereichen abgestellt werden usw. Sie wissen ja, eine Baustelle ist nichts für Warmduscher.

Aber – wieder ein Beispiel unübertroffenen Humors – Auflagen werden überhaupt nicht kontrolliert! Das Regierungspräsidium hat nach eigenen Angaben weder Personal noch Geld, also was soll das Getue überhaupt. Ja, wem soll man denn sonst glauben wenn nicht einem Konzern oder anderen Betreibern??

Z.B. Abschaltzeiten zum Schutz der Fledermäuse - einmal jährlich werden die seitenlangen Protokolle der Anlagen angefordert. Das hat zu reichen, nicht? Auflagen für Sie wären in Stein gehauen und überprüft, aber sowas von, für die Heiligen der sog. Energiewende sind das bestenfalls Empfehlungen (entsprechend sind die Umsetzungen).

Aber um wieder auf das Trinkwasser zurück zu kommen. In früheren Zeiten und wie in jedem Wilden Western zu sehen - Brunnenvergifter, eher unbeliebt, und wenn man ihnen habhaft werden konnte, waren dieselbigen nicht mit langem Leben gesegnet. Heute ist das alles ganz anders.

Am Kahlberg wurde in früheren Zeiten Erz geschürft. Was, wenn es durch das Baggern im Boden ins Trinkwasser gelangt? Nicht gerade gesundheitsförderlich. Ebenso Auswaschungen aus Beton wie Arsen, Vanadium, Chrom und andere Feinheiten, die aus einem stolzen Odenwälder langfristig ein debiles, schmerzbehaftetes Wrack machen (zur Freude anderer Konzerne, das aber ist ein anderes Thema).

In den sagenumwobenen Auflagen steht dann dort „das Wasser muss kontinuierlich überwacht werden“. Soviel Sorge ist wahrhaft rührend, doch was bedeutet das nun konkret? Einmal pro Minute, pro Stunde, pro Woche oder Jahr? Das Regierungspräsidium und der schwäbische Konzern haben v.a. Worte für „Verunreinigungen durch Schwebstoffe“, EnBW findet Filter zur Beseitigung von besagter Schwebstoffe ausreichend, was ist aber mit Giften, die den Weg in den Wasserhahn finden könnten??

Im Strich darunter kann man also zusammenfassen – es geht wie so oft um's liebe Geld. Die Frage ist, die Sie sich selbst beantworten dürfen – Geld von wem?

Wa(h)re Demokratie ist, hat ein boshafter Zeitgenosse von sich gegeben, wenn Politiker den Willen der Konzerne und deren Lobbys politisch wie gesetzlich durchsetzen und sich zum Ausgleich dafür von den Bürgern wählen und bezahlen lassen. Brot und Spiele, Dauerberieselung etc. sorgen dafür, dass ein Großteil der Bevölkerung sich vermutlich in einem Dämmerzustand befindet, anstatt gegen die systematische Zerstörung ihrer Heimat, ihrer Gesundheit und ihrer Grundrechte vorzugehen.

Wie sagte Jean Paul schon prophetisch „wer seine Augen nicht braucht um zu sehen, der wird sie brauchen um zu weinen“. Wenn es weiter so geht, wird er recht bekommen.