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Experten bestÀtigen: Erster Wolf nach 150 Jahren im Odenwald

Nach 150 Jahren erster Wolf im Odenwald.

Aufmerksamer Wolfs-Blick. Fotos: © by Hans Oppermann

SpektakulÀre Wolfssichtung am vergangenen Sonntag bei Wald-Michelbach

ODENWALD / WALD-MICHELBACH. - Nach 150 Jahren wurde jetzt zum ersten Mal wieder ein Wolf im Odenwald gesichtet. Es ist davon auszugehen, dass sich das Jungtier schön lÀngere Zeit in der Region aufhÀlt. So wurde es bereits am 20. August von NABU-Aktiven am gleichen Ort beobachtet.

Der Fotograf Hans Oppermann wollte seinen Augen nicht trauen, als er am vergangenen Sonntag bei Wald-Michelbach unterwegs war: Durch die Zweige der BĂ€ume erblickte er einen leibhaftigen Wolf! Seine Bilder gaben den Wolfsexperten eindeutige Hinweise dafĂŒr, dass nach rund 150 Jahren wieder ein Wolf im Odenwald unterwegs ist.

„Die RĂŒckkehr des Wolfs in den Odenwald ist ein gutes Zeichen. Die wald- und wildreiche Gegend bietet einen idealen Lebensraum fĂŒr den faszinierenden Beutegreifer“, freut sich Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen.

Der NABU geht davon aus, dass sich der Wolf schön lÀngere Zeit in der Region aufhÀlt. So bekam ihn der Artenschutzbeauftragten des NABU Wald-Michelbach, Wolfgang Wenner, bereits am 20. August am gleichen Ort zu Gesicht.

Jede Beobachtung ist ein großes GlĂŒck

Der NaturschĂŒtzer berichtet: „Das Tier lief im gemĂŒtlichen Trab, verschwand aber immer wieder zwischen den BĂ€umen. So schnell wie konnte habe ich das Teleobjektiv auf das Tier ausgerichtet. Was ich da sah, konnte doch unmöglich wahr sein.

FĂŒr einen kurzen Augenblick sah ich einen Wolf durch meinen Sucher. Bevor ich abdrĂŒcken konnte, verschwand das Tier im dichteren Wald. Ich bin dann noch eine halbe Stunde sitzen geblieben, in der Hoffnung, er kommt vielleicht gleich wieder zurĂŒck. Der Wolf ließ sich aber nicht mehr blicken.“

Die Chancen, den Wolf in nĂ€chster Zeit noch einmal zu Gesicht zu bekommen, sind allerdings eher gering. Jede Beobachtung ist ein großes GlĂŒck. Um zu erfahren, ob sich der Wolf weiterhin im Odenwald aufhĂ€lt, ruft der NABU dazu auf, weitere Wolfs-Sichtungen zu melden.

„Am besten ist immer ein Beweisfoto, das können die Wolfsexperten genau auswerten“, erklĂ€rt der Biologe Eppler. Die Beobachtungen lieferten wichtige Daten fĂŒr ein Wolfsmanagement in der Region.

Wolfsgeschichte im Odenwald

Die vermeintlich letzten sĂŒdhessischen Wölfe wurden 1840 im Viernheimer Wald und 1841 bei Lorsch im hessischen Ried erlegt. Bereits gegen 1780 war der Wolf im Odenwald ausgerottet. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es plötzlich noch einmal große Aufregung ĂŒber einen oder mehrere zurĂŒckgekehrte Wölfe.

Im Jahr 1866 wurde dann der letzte Wolf im Odenwald am 12. MÀrz getötet und auf dem Marktplatz in Eberbach ausgestellt. Noch heute steht das Tier ausgestopft im Museum der Stadt Eberbach. Wie alte Aufzeichnungen zeigen, haben Wölfe in der Geschichte des Odenwaldes nicht ein einziges Mal einen Menschen verletzt.

Vom richtigen Umgang mit Wölfen

Der NABU Hessen rĂ€t dazu, bei möglichen Wolfssichtungen besonnen zu reagieren. „Wie bei anderen großen Wildtieren wie Wildschweinen gilt auch beim Wolf: Abstand halten, nicht darauf zugehen und nicht bedrĂ€ngen“, so Eppler.

Damit die Tiere ihren Respekt vor dem Mensch behalten, dĂŒrften sie auf keinen Fall gefĂŒttert werden. Auch eine indirekte FĂŒtterung durch das unachtsame Lagern von Speiseresten und Tierfutter könne Wölfe anlocken und an den Menschen gewöhnen.

„Wer Wölfe fĂŒttert, hilft nicht, sondern schadet ihnen“, erlĂ€utert Eppler. Wenn man zu Fuß oder auf dem Fahrrad einem Wolf begegnet, sollte man ruhig bleiben und sich langsam zurĂŒckziehen. Falls der Wolf doch einmal folgt, gilt: gelassen und ohne Angst weitergehen. Nur wenn sich ein Wolf neugierig weiter annĂ€hert, empfiehlt es sich, stehenzubleiben, laut zu rufen und in die HĂ€nde zu klatschen, um ihn zu vertreiben.

Umweltministerium fördert Kontrollaufwand

Das Umweltministerium empfiehlt den Tierhaltern, ihre ElektrozĂ€une zu ĂŒberprĂŒfen - die seien das sicherste Mittel, um Wölfe von Schafherden fern zu halten. Das Ministerium fördert den Kontrollaufwand mit 50.000 Euro.

Hundehaltern wird empfohlen, in der Gegend um Wald-Michelbach ihre Tiere anzuleinen. Wölfe und Hunde nehmen einander als Konkurrenten wahr, es könnte zu KÀmpfen kommen. In den vergangenen Jahren haben Wölfe in Hessen allerdings keine Nutztiere gerissen.

FĂŒr Menschen sei das Risiko noch geringer: Es sind keine FĂ€lle bekannt, in denen Wölfe im Odenwald Menschen verletzt haben, teilt der Nabu mit. Wer einem solchen Tier begegnet, soll ruhig bleiben und Abstand halten. Falls der Wolf sich nĂ€hert, soll man ihn durch Rufe und Klatschen vertreiben.