Zwischen Deutschland und Brasilien
ERBACH / SALVADOR (BRASILIEN). - „Ich bin immer wieder begeistert von der Geschichte, die in jedem Gebäude hier steckt“, sagt die 17-jährige Maria Teresa aus Sorocabe in Brasilien.
Maria ist seit gut drei Monaten und für insgesamt elf Monate zu Gast beim Rotary Club Erbach-Michelstadt und aktuell bei der Familie von Christina Müller, die zusammen mit ihrem Ehemann und ihren Kindern in Mudau lebt.
Hierhergekommen ist die Schülerin im Rahmen eines Jugendaustausches des weltweit agierenden Rotary Clubs. Christina Müller ist Mitglied des regionalen Clubs Erbach-Michelstadt – vor zwei Jahren war sie auch dessen Präsidentin – und Geschäftsführerin eines Erbacher Autohauses.
Im Spätsommer hat Maria in Osterburken mit dem Schuljahr begonnen und lernt vor allem Deutsch. Außerdem ist sie immer mal wieder in Deutschland und Europa unterwegs.
Sie hoffe, dass ihre Reise durch das Land „voller glücklicher Abenteuer ist und dass ich Bindungen zu Menschen aufbaue, die ich für immer bei mir tragen werde“, berichtet die 17-Jährige.
Sie sei jetzt schon sehr dankbar für alles und jeden, „der mich hier in diesem unglaublichen Land willkommen geheißen hat“.
Der Abschied von Brasilien freilich sei ihr nicht leichtgefallen, gibt Maria unumwunden zu. „Das Gefühl, alle, die ich liebe, zurückzulassen, ist bedrückend.“ Aber die junge Frau sieht es als „Wachstumschance“.
„Ich freue mich über die Gelegenheit, auch etwas über Brasilien zu lernen und mit den Augen eines jungen Menschen aus Südamerika ganz anders auf das vermeintlich Vertraute zu schauen“, sagt Bernd Siefert, der Präsident des gastgebenden Rotary Clubs Erbach-Michelstadt.
Siefert hat Maria schon gleich nach deren Ankunft im August durch Erbach und Michelstadt begleitet, um ihr manches von ihrer neuen Heimat auf Zeit zu zeigen. Auch in der Oberzent-Schule in Beerfelden, die Siefert leitet, war die Brasilianerin schon zu Gast.
Im Religionsunterricht in der achten Klasse beantwortete sie die interessierten Fragen der Schülerinnen und Schüler zu ihrem persönlichen Blick auf ihr Heimat- wie auch auf ihr Gastland.
Sozusagen im Gegenzug ist Janis, der 17-jährige Sohn und eines von drei Kindern Christina Müllers, bis Ende Juni in Salvador im Osten Brasiliens, direkt am Meer gelegen. Janis kam dort ebenfalls im August an – in Brasilien Winterzeit.
„Schon gleich am Flughafen spürte ich das erste Mal, wie heiß es im Nordosten von Brasilien im Winter ist“, berichtet Janis, und immerhin kam er ja aus dem sommerlichen Deutschland. In Salvador lebt der junge Mann mitten in einer Millionenstadt, was für ihn auch etwas neues ist.
Aber natürlich sieht er auch einiges von Land und Leuten: „Die Landschaft ist wunderschön und die Menschen sind sehr nett und offen“, freut er sich. „Ich habe auch schnell, trotz der sprachlichen Schwierigkeiten, Freunde gefunden.“
Fußball zum Beispiel verbindet, auch über manche Sprachhürde hinweg, die es derzeit noch gibt. Mit dem Verstehen gehe es ganz gut, sagt Janis; Portugiesisch zu sprechen, sei hingegen noch etwas schwierig. Aber alles in allem: „Momentan geht es mir gut, ich bin sehr glücklich hier“.
Ein Jugendaustausch wie der zwischen Janis und Maria hat eine lange Tradition beim Rotary Club – ist doch der Gedanke der Internationalität und der weltweiten Verbundenheit und Solidarität diesem Serviceclub besonders wichtig.
„Ich freue mich sehr, dass mein Jahresmotto als Präsident unseres Clubs auf Maria und Janis wortwörtlich zutrifft: ‚Rotary bewegt!‘“, sagt Bernd Siefert.