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Preis der Odenwald-Akademie fĂŒr angehende Architektin

Ausgezeichnet: FĂŒr ihre Masterarbeit zur Zukunft lĂ€ndlicher RĂ€ume hat Julia Kemkemer-Böhmer den Preis der Odenwald-Akademie bekommen. Im Namen der Jury ĂŒberreicht ihr Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Linke die Auszeichnung im Erbacher Haus der Energie. Mit ihr freuen sich außerdem (von rechts) TU-VizeprĂ€sident Prof. Dr. Thomas Walther, Landrat Frank Matiaske und Prof. Dr.-Ing. Annette Rudolph-Cleff, die die Masterarbeit von Kemkemer-Böhmer betreut hat. Foto: Stefan Toepfer/Kreisverwaltung

Julia Kemkemer-Böhmer fĂŒr visionĂ€re Masterarbeit ĂŒber lĂ€ndliche RĂ€ume geehrt

ODENWALDKREIS / ERBACH. -Die Odenwald-Akademie hat die angehende Architektin Julia Kemkemer-Böhmer fĂŒr ihre zukunftsweisende Masterarbeit an der TU Darmstadt zur Entwicklung lĂ€ndlicher RĂ€ume ausgezeichnet. Der Preis des Fördervereins der Akademie wird seit 2013 alle zwei Jahre verliehen und ist mit 2.500 Euro dotiert.

Landrat Frank Matiaske und TU-VizeprĂ€sident Prof. Dr. Thomas Walther hoben in der Feierstunde in Erbach die Bedeutung der Arbeit Kemkemer-Böhmers hervor und beglĂŒckwĂŒnschten sie.

„Ihr Einsatz fĂŒr die lĂ€ndliche Region ist vorbildlich. Es ist das erste Mal, dass wir jemanden auszeichnen können, der nicht nur aus dem Odenwald kommt, sondern sich zugleich wissenschaftlich mit ihm befasst hat“, so Matiaske.

„Die Ergebnisse und Erkenntnisse ihrer Arbeit sind auf viele andere Odenwald-Gemeinden ĂŒbertragbar.“ Überreicht wurde die Auszeichnung von Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Linke, Vorstandsmitglied des Fördervereins der Odenwald-Akademie, der wie Walther auch in der Preisjury saß.

„Angesichts ihrer herausragenden Arbeit war der Jury sehr schnell klar, dass Frau Kemkemer-Böhmer den Preis verdient hat“, betonte Linke.

Die SiebenundzwanzigjĂ€hrige stammt aus Boxbrunn im bayerischen Odenwald. In den Amorbacher Stadtteil ist sie nach ihrem Studium an der TU Darmstadt auch wieder zurĂŒckgekehrt. Gemeinsam mit Ruth Bishop und Johanna Heiland arbeitet sie seit Anfang 2023 im eigenen ArchitekturbĂŒro „Raumsubstanz“ in Bad König-Kimbach.

In ihrer stĂ€dtebaulichen Masterarbeit entwirft Kemkemer-Böhmer am Beispiel der Odenwald-Gemeinde Weilbach im Landkreis Miltenberg Antworten auf die Frage, wie lĂ€ndliche Kommunen angesichts von demographischem Wandel, Klimawandel und Ressourcenknappheit neue Modelle eines regionalen, nachhaltigen Wirtschaftens und einer gemeinsam getragenen Verantwortung fĂŒr den sie umgebenden Landschaftsraum entwickeln können.

Dabei regt sie auch alternative TrĂ€gerschafts- und Finanzierungsmodelle an, etwa gemeinschaftliches Wohnen und genossenschaftlich gefĂŒhrte Werkhöfe.

Wie sie in der Feierstunde deutlich machte, sieht sie im lĂ€ndlichen Raum ein großes „soziales Kapital“, etwa im lokalen Engagement vieler Menschen und im Vereinswesen, durch das eine Selbstorganisation dauerhaft gestĂ€rkt werden könne – mit einer „koproduktiven Ressourcennutzung und einer koproduktiven Siedlungsentwicklung, die sich an Bedarfen ausrichtet“ als wesentlichen Elementen.

Im Blick hat sie dabei zum Beispiel auch altersgerechtes Wohnen in Form von integrierten Hausgemeinschaften in den Ortsteilen, die im Verbund organisiert sein können.

Überdies schlĂ€gt die angehende Architektin in ihrer Masterarbeit fĂŒr Weilbach (1.200 Einwohnerinnen und Einwohner) unter anderem ein genossenschaftliches SĂ€gewerk vor, von dem viele Akteurinnen und Akteure profitieren könnten, hat aber auch innovative Ideen zur Belebung des Ortskerns.

FĂŒr Gönz, einen kleinen Ortsteil von Weilbach, in dem 50 Menschen leben, schwebt ihr beispielsweise eine Hofumnutzung mit alternativen Wohnformen und Arealen zur gemeinschaftlichen Nutzung vor.

Betreut wurde die Masterarbeit von Prof. Dr.-Ing. Annette Rudolph-Cleff. Sie wĂŒrdigte Kemkemer-Böhmer in der Feierstunde als „VisionĂ€rin, die durch ihre inspirierende Arbeit eine BrĂŒcke zwischen Theorie und Praxis geschlagen hat“.

Mit dem Ziel, „MöglichkeitsrĂ€ume fĂŒr eine nachhaltige Entwicklung aufzuzeigen“, habe sie in herausragender Weise gezeigt, dass stĂ€dtebauliche Gestaltung eine „kreative Kraft“ habe, die die LebensqualitĂ€t in lĂ€ndlichen Gemeinden entscheidend verbessern könne.

„Angesichts aktueller globaler Herausforderungen wie Rohstoff-, Klima- und Energiekrisen ist das RĂŒckbesinnen auf regionale BezĂŒge der richtige Ansatz“, so Rudolph-Cleff.

TU-VizeprĂ€sident Walther erinnerte an die Bildung der gemeinsam vom Odenwaldkreis und der TU Darmstadt getragenen Odenwald-Akademie im Jahr 1991. Ihr Ziel ist, die gegenseitige Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu fördern.

Dazu macht die Akademie zahlreiche Angebote. Verantwortlich fĂŒr die Organisation ist Raquel Jarillo von der Kreisverwaltung. Landrat Matiaske dankte ihr fĂŒr ihre Vorbereitung der Preisverleihung.

Die Feierstunde hat eindrĂŒcklich gezeigt, welche Impulse von einer intensiven BeschĂ€ftigung mit dem Leben im lĂ€ndlichen Raum ausgehen können. Rudolph-Cleff bringt es auf den Punkt: „Der Entwurf von Julia Kemkemer-Böhmer ist eine Einladung zum Weiterdenken.“