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Beeinträchtigung des Trinkwassers: Protestmarsch gegen Windräder im Felgenwald bei Vielbrunn

Weit mehr als 100 Menschen protestierten gegen die Gefährdung des Trinkwasers in Vielbrunn duch Windkraftanlagen. Foto: Reinhold Giebenhain

Bürgerinitiative Zukunft Vielbrunn: „Genehmigte und geplante Windkraftanlagen gefährden Grundwasser“

VIELBRUNN. - Die Bürgerinitiative Zukunft Vielbrunn hatte am Sonntag, 18. Juni, zum Protestmarsch aufgerufen und viele Bürger waren diesem Aufruf gefolgt. Weit mehr als 100 Personen haben mit einer Wanderung vom Sportplatz in Vielbrunn zum neuen Wasserwerk nahe dem Sansenhof gegen die Gefährdung ihres Grundwassers durch den Bau zweier genehmigter Windkraftanlagen demonstriert und damit aufgezeigt, wie sehr sie die Beeinträchtigung ihres Trinkwassers befürchten.

Da der Tiefenbrunnen, der vor wenigen Jahren für mehrere Mio. Euro gebaut wurde, nicht nur die Bewohner des Höhenortes mit Trinkwasser versorgt, sind auch Würzberg sowie Kimbach und Momart beim Bau der Windkraftanlagen vom Risiko der Verschmutzung des Brunnens betroffen.

Unterstützt wurden die Wanderer auf ihrem Protestweg durch ein Flugzeug des benachbarten Segelflugplatzes, das mit seiner Flughöhe die Höhe der geplanten 217-Meter-Anlagen aufzeigte.

Prominenten Unterstützer fanden die Vielbrunner beim ehemaligen Landrat der Bergstraße, Matthias Wilkes (CDU), der als Gastredner gewonnen werden konnte und der in seiner engagierten Rede die Landschaft als das kostbarste Gut der Region bezeichnete, welches „für die Nachkommen bewahrt werden müsse und durch Windräder nicht zerstört werden dürfe“.

Der Sprecher der Vielbrunner Bürgerinitiative, Hans Joachim Büchs, machte in seiner Rede deutlich, dass die Gefährdung des Trinkwassers nicht einfach eine diffuse Angst darstelle, sondern damit zu erklären sei, dass in der Tiefe des Odenwälder Bodens einer Humus-Deckschicht von zwei bis vier Metern zerklüfteter und poröser Sandstein folge.

Zusätzliche Gefahr gehe von den Munitions-Altlasten im Dreieck zwischen Boxbrunn, Gönz und Vielbrunn aus, die vor allem den Windrad-Standort an der Einfahrt zum Sansenhof beträfen. Durch die Ausschachtung für das Fundament der Windräder (in der Regel fünf Meter tief), könnten Risse in den Sandsteinschichten auftreten und damit die Filterwirkung des Regenwassers immens und irreversibel beeinträchtigen sowie giftige Schadstoffe aus der Wehrmachtsmunition ins Trinkwasser einfließen lassen.

Dass dies nicht abwegig ist, zeigt die Formulierung im Genehmigungsschreiben des RP, nämlich „dass bei der Errichtung und dem Betrieb von Windkraftanlagen verschiedene Gefährdungen des Grundwassers und insbesondere des Trinkwasserbrunnens mit hinreichender Wahrscheinlichkeit auftreten“.

Büchs machte deutlich, wie unzufrieden man in Vielbrunn mit den Lokalpolitikern gleich welcher Couleur sei, denn man fordere seitens BI und Ortsbeirat das Einzugsgebiet des Felgenwaldes als Trinkwasserschutzgebiet auszuweisen – bislang leider ohne nennenswerte Unterstützung seitens der Politik.

Als weiterer Redner der Kundgebung am Wasserwerk wies der Sprecher der Bürgerinitiative Kahlberg, Michael Karb, auf Planungsfehler von Windräder-Projektierern und Behörden bei der Berücksichtigung des Trinkwassers hin und prangerte an, dass „Trinkwasserquellen in den Gutachten schlicht übersehen werden“.

Am Kahlberg musste ein weiteres Gutachten eingeklagt werden, mit dem ein Baustopp zumindest bis Ende Juni erwirkt werden konnte. Aber auch der Brand von Anlagen im Wald stelle eine nicht zu unterschätzenden Gefahr dar, da je Anlage 2000 bis 3000 Liter Öl und andere Fett- und Kühlstoffe brennen können.

Ein sinnvoller Einsatz im Brandfall benötige 800 Liter Wasser pro Minute, das sei mit Tanklöschfahrzeugen nicht erreichbar, erklärte der als Feuerwehrmann tätige BI-Sprecher Michael Karb.

Alles in allem eine gelungene Veranstaltung, die sicherlich nicht die letzte Gegenwehr der Vielbrunner sein wird. Interessierte Bürger können sich auf der Seite der BI Zukunft Vielbrunn unter www.zukunft-Vielbrunn.de informieren und auch Kontakt zur Bürgerinitiative aufnehmen. Auch auf Facebook ist man vertreten und stellt dort immer neueste Informationen ins Netz.