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Tüchtigen Handwerkern gehört noch immer die Zukunft

Freudvoller Eintritt in ein frei gestaltetes Berufsleben. In althergebrachter Tradition fand am Sonntag auf dem Hof der Kreishandwerkerschaft die gemeinsame Freisprechungsfeier der Tischler- und der Maler-Innung statt.

Nicht nur verkürzt auf zwei Jahre hat Louis Vogel seine Schreinerlehre beendet, auch Innungsbester ...

... wurde er bei der Gesellenprüfung und Gewinner des Wettbewerbes „Die gute Form“. Fotos: Ernst Schmerker

Überreichung der Gesellenbriefe + + + Sieger des Wettbewerbes „Die gute Form“ ausgezeichnet

ERBACH. - Der erfolgreiche Abschluss der Lehrzeit, die feierliche Bestätigung des handwerklichen Befähigungsnachweises, hat eine lange Tradition.

Sie geht bis ins Mittelalter zurück und war immer schon ein besonderes Ereignis.

Buchdruckerlehrlinge wurden bis ins vergangene Jahrhundert nach bestandener Abschlussprüfung im Rahmen einer Freisprechungszeremonie in einer mit Wasser gefüllten Bütte untergetaucht oder auf einen nassen Schwamm gesetzt.

Manch einer hätte sich dies auch am Sonntag gewünscht, als bei strahlendem Sonnenschein im Hof der Kreishandwerkerschaft dem Berufsnachwuchs im Schreiner- und Malerhandwerk in einem würdevollen Rahmen die Zeugnisse überreicht wurden.

Der Festakt fand in der Alfred-Kehrer-Straße an dem Ort statt, an dem erstmals die von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach im 18. Jahrhundert eingeführte Elfenbeinschnitzerei an Lernwillige im Odenwald vermittelt wurde.

Mit den Prüflingen gekommen waren Eltern, Lehrherren und Vertreter der Beruflichen Schulen. Für sie alle fand Thomas Reeg im Namen der Schreiner-Innung herzliche Worte des Willkommens.

Innungs-Obermeisterin Ina Trautmann brachte ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass alle Tischler die Prüfung mit guten Noten bestanden hätten.

Dass die Ausbildungsqualität stimme, würde nicht zuletzt an den im Werkraum ausgestellten Gesellenstücken sichtbar, bei denen Produkte übergreifend auch aus den Gewerken Metall, Glas und Stoff verarbeitet worden seien.

Maler-Innungsobermeister Hermann Weyrich verwies auf die vor rund 30 Jahren geschaffenen Kabinen als realitätsnahe Möglichkeit, in den vorgegebenen drei Tagen mit Pinsel und Farbe die Prüfungsaufgaben zu meistern.

Landrat Frank Matiaske verwies in seiner Laudatio auf die durch die Corona-Pandemie entstandenen zusätzlichen Lehrzeit-Bedingungen. Home-Office sei nicht möglich gewesen, es hätte „an der Front“ gearbeitet werden müssen.

Die Gesellschaft sage Danke für das Mühen der Novizen, die dem guten Ruf des Odenwälder Handwerk zur Ehre gereichten. Welche Branche es auch immer sei, Odenwälder Handwerksqualität habe in der gesamten Rhein-Main-Neckar-Region einen guten Klang und sei somit auch eine Lebensversicherung für die Junghandwerker.

Dies bekräftigte auch Kreishandwerksmeister Martin Schlingmann mit dem Rat an die Eltern, ihre Kinder frühzeitig mit den vielseitigen Möglichkeiten eines handwerklichen Berufes vertraut zu machen.

Die Junggesellen sollten weiterhin neugierig sein und ihr Wissen erweitern, um zukünftig vielleicht selbst einmal Chef sein zu können.

Gemeinsam übergaben Thomas Reeg, Hermann Weyrich und Fachlehrer Daniel Becker die Befähigungsnachweise im Schreinerhandwerk an Fanus Asgedom, Michelstadt (Ausbildungsbetrieb Daniel Schmidt und Nikolas Swyter, Michelstadt), Tim Benjamin Lenz, Brensbach (Bernd Riedel, Brensbach), Jonas Feick, Breuberg (Schreinerei Schnellbächer, Brensbach), Hashim Khalili, Reinheim (Reinhard Eitel, Reichelsheim), Luiz Henrique Menesez, Brombachtal (Möbel & Raum, Michelstadt), Joel Rauschenbach, Langen (Möbel & Raum, Michelstadt), Lennart David Reeg, Brombachtal (Jonas Menges, Michelstadt), Luca Rettig, Oberzent (Pracht Living, Oberzent), Henrik Schmal, Michelstadt (Kabel Fenster und Türen, Michelstadt), Louis Vogel, Mömlingen (Winfried Korn, Lützelbach).

Die Zeugnisse aus der Winter-Prüfung erhielten Mohammad Mehdi Hashemi, Grasellenbach (Pracht Living, Oberzent), Ajmal Mirzaee, Höchst (Volker Zahn, Breuberg), Louis Reeg, Lützelbach (Manuel Kabel, Michelstadt), Manuel Merkel, Groß-Umstadt (Seeger GmbH, Breuberg).

Als Innungsbester mit der Note 1 und 96 von 100 erreichbaren Punkten erhielt Louis Vogel einen Gala-Hobel als Sonderpreis. Er war es auch, der beim Wettbewerb „Die gute Form“ mit einem in dunkel gehaltenen Barschrank den ersten Rang belegte.

Im Malerhandwerk durfte sich Therasa Licha, Seckmauern (Otto Stapp, Lützelbach) über den Gesellenbrief freuen.

Ein besonderes Schmankerl war die musikalische Veranstaltungsumrahmung durch Alfried Emde, der bis zum Eintritt in den Ruhestand 2018 Abteilungsleiter der Fachschule für Holztechnik und für das Holz und Elfenbein verarbeitende Handwerk war. Mit seiner Posaune fand er auch den richtigen Ton beim anschließenden Umtrunk und den gereichten Häppchen.