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Wirtschaftstalk als Hybrid-Veranstaltung bei LY-Holding in Michelstadt

Landrat Frank Matiaske (links) im Gespräch mit Moderator Markus Philipp. Foto: Manfred Giebenhain

IVO und IHK besprechen mit Landrat Frank Matiaske regionale Wirtschaftsthemen

MICHELSTADT. - Gemeinsam haben IVO und IHK ihren Mitgliedsunternehmen einen kurzen Draht zum amtierenden Landrat Frank Matiaske in Form einer hybriden Veranstaltung angeboten. Die Themen: Wohin soll die Reise gehen?

Besser gesagt: Wie rüstet sich die Politik, um den Odenwaldkreis, und insbesondere den Wirtschaftsstandort, für die Zukunft aufzustellen? Zu dieser Fragestellung haben die Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) und die IHK Darmstadt den im März mit deutlicher Mehrheit wiedergewählten Landrat Frank Matiaske (55) zu einem Gespräch eingeladen.

Absicht war es, weit über eine Aufzählung der aus Sicht des Kreischefs wichtigsten Zielsetzungen hinauszugehen. An der als Wirtschaftstalk deklarierten Veranstaltung am 27. Oktober 2021 hat ein gutes Dutzend Vertreter und Mitglieder der Gastgeber teilgenommen.

Das Geschehen verfolgten weitere Zuschauer aus den Reihen der Odenwälder Wirtschaft über eine Online-Schaltung, was Publikumsfragen möglich machte.

Der Wirtschaftstalk mit dem Landrat fand am Mittwoch im Showroom des Michelstädter Unternehmens LY Holding statt; ein ansprechender Ort, auf den die Wahl nicht zuletzt auch der starken Datenleitungen wegen gefallen war.

Die Hybridveranstaltung wurde aufgezeichnet und wird im Nachgang auf den jeweiligen Internetseiten der IVO und der IHK veröffentlicht. Als roter Faden des rund 90minütigen Interviews diente das über 500 Seiten starke Kreisentwicklungskonzept 2021, das derzeit den kreispolitischen Gremien zur Diskussion vorliegt.

Dies mit dem Ziel, „ob und wie diese vorgeschlagenen Zielsetzungen auch politisch festgesetzt werden können und welche Handlungsoptionen umgesetzt werden sollen“, wie es in der Kurzbeschreibung zu dem Planwerk heißt.

Im Mittelpunkt der Fragestellungen von Moderator Markus Philipp (Modautal) standen, den Interessen der Gastgeber entsprechend, Themen und Ziele zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landkreises.

Flankierend stellte Matiaske sich den Fragen zum demografischen Wandel, zum Fachkräftebedarf, zur Verkehrsinfrastruktur und zum Ausbau des Glasfasernetzes. Zum Einstieg berichtete der im Landratsamt zuständige Planer, Valentin Kuffer, über den Stand der Kreisentwicklung.

Trotz seines reichlichen Umfangs erhebe „das Werk keinen Anspruch auf Vollständigkeit“, unterstrich Matiaske in Bezug auf die vom Fragesteller zitierten Kritiken, die seit der Veröffentlichung bekannt geworden seien.

Die Entwicklung des an Einwohnern kleinsten hessischen Landkreises hänge maßgeblich auch am Miteinander mit seinem Umland und insbesondere mit der Metropolregion Rhein-Main zusammen, positionierte Matiaske sich gleich zu Beginn des Gesprächs für eine noch stärkere Beteiligung.

Dies sei auch bei der jüngst erfolgten Vernetzung im Gesundheitswesen deutlich geworden. Diese Antwort zielte auch in die Richtung der Fragestellung, was in seiner ersten Amtsperiode nicht zu seiner Zufriedenheit gelaufen sei.

Große Sorgen bereite ihm weiterhin die unzureichende Finanzierung des Gesundheitszentrums, so Matiaske, der den Gesetzgeber in der Pflicht sieht, die Krankenhausfinanzierung neu zu regeln.

Handlungsbedarf stellte Matiaske auch beim Ausbau der Plätze in der Tagesklinik und Tagespflege sowie im Ausbildungsangebot der kreiseigenen Krankenpflegeschule fest.

Damit war das Gespräch bei nicht weniger bedeutenden Themen wie der demografischen Entwicklung und dem Fachkräftebedarf angekommen.

Stark machen will Matiaske sich für bessere Bedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, was ausreichende und der Nachfrage angemessene Angebote in der Kinderbetreuung ebenso wie die Versorgung von pflegebedürftigen Angehörigen einbeziehe.

An dieser Stelle warb der IVO-Vorsitzende Rudolf Burjanko dafür, mehr in die berufliche Wiedereingliederung und Nachqualifizierung von Frauen zu investieren, um deren Erwerbschancen ebenso zu verbessern wie dem Mangel an Fachkräften zu begegnen.

Als weitere Zielgruppe machte Matiaske ausländische Neubürger aus, für die besondere Anstrengungen in der Integration und Qualifizierung unternommen würden.

Schließlich richtete der Kreischef an die große Zahl der beruflichen Auspendler einen Appell, sich das breit gefächerte Arbeitsplatzangebot der heimischen Wirtschaft anzusehen Nicht zuletzt durch kürzere Fahrtzeiten würde dies auch mehr Lebensqualität für die Erwerbstätigen bedeuten.

Darauf angesprochen, unter welches übergeordnete Ziel er seine Anstrengungen einordne, antwortete Matiaske: „Am wichtigsten ist es mir, unseren Kreis als lebenswert zu erhalten. Mit jeder verhinderten Schließung, ob dies ein Gasthaus oder ein Geschäft betrifft, wird die Lebensqualität gestärkt.“

Für mehr Gewerbeflächen machte sich Daniel Theobald stark, der in der IHK verantwortlich zeichnet für die Standortpolitik. Es genüge auf Dauer nicht, nur den Bestand zu sichern, ohne Anwerbungen vorzunehmen.

Matiaske stimmte darin überein, dass der Odenwaldkreis ein größeres Potenzial für „grüne Technologien“ besitze als bisher davon Gebrauch gemacht worden sei.

Wie weit vorne auf der politischen Agenda die Kreisentwicklung angesiedelt ist, erfuhren die Zuhörer auf die Frage des Moderators nach der Zielvorgabe im alle drei Jahre aktualisierten Prognos-Zukunftsatlas. 2019 landete der Odenwaldkreis im bundesweiten Ranking auf Rang 295.

Matiaske möchte mit den seiner Ansicht nach vergleichbaren Nachbarkreisen Neckar-Odenwald und Miltenberg gleichziehen. Diese rangierten zuletzt auf Platz 207 beziehungsweise 238.