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Viel Überzeugungsarbeit nötig von Beginn an

Besonders vom hohen Verkehrsaufkommen auf der B 45 belastet ist das Semder Kreuz bei Groß-Umstadt. Foto: Manfred Giebenhain

Industrievereinigung Odenwaldkreis nimmt Stellung zu B45/B38-Planungsvereinbarungen

ODENWALDKREIS. - Die Meldung aus dem Landratsamt des Kreises Darmstadt-Dieburg vom 28. Mai fiel kurz und deutlich aus: Das Land Hessen hat mit den Kreisverwaltungen der Landkreise Darmstadt-Dieburg und Odenwald sowie mit den Städten Groß-Bieberau, Groß-Umstadt Planungsvereinbarungen zum Ausbau der Bundesstraßen 45 (zwischen Dieburg und Groß-Umstadt) und 38 (Ortsumfahrung Groß-Bieberau) geschlossen.

Aus Sicht der Odenwälder Wirtschaft ist dies eine erfreuliche und zugleich erklärungsbedürftige Nachricht. Der Vorsitzende der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO), Rudolf Burjanko (Erbach) spricht in diesem Zusammenhang von einem „Befreiungsschlag“. Diese Wortwahl hält er für angebracht, um die Bedeutung des Themas für die Odenwälder Wirtschaft zu unterstreichen.

Zur weiteren Erklärung hält Burjanko es für angebracht, zunächst sich die Historie anzusehen. Das Wort gibt er an dieser Stelle an seinen Vorgänger im Amt, Jürgen Walther (Bad König), der im zurückliegenden Jahr den Vorstandsvorsitz der IVO an Burjanko abgegeben hat.

Wie bedeutend der jetzt in einen konkreten Planungsauftrag übergehende vierspurige Ausbau der B 45 bei Groß-Umstadt für die Odenwälder Wirtschaft ist, sei bereits daran zu erkennen, dass es sich dabei um eines der wichtigsten Themen seiner zehnjährigen Amtszeit gehandelt habe, erklärt Walther.

Schließlich sei es stets die IVO gewesen, die immer dann wieder den Stein ins Rollen gebracht habe, wenn es nicht mehr richtig vorangehen wollte oder das Projekt als solches sogar zu scheitern drohte.

Walther geht näher darauf ein, weshalb die IVO sich gerade für den Ausbau des Straßennetzes in der Nachbarregion so stark eingesetzt hat und daran festhält.

Hierzu führt er aus: Wenn ein Landstrich wie der Odenwaldkreis über keine direkte Anbindung an eine Autobahn besitzt, muss das noch lange nicht bedeuten, dass das Verkehrsaufkommen geringer ist.

Die Lücke schließen müssen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen, was unweigerlich zu punktuell besonders belasteten Verkehrsknotenpunkten führt. Ein solches Nadelöhr ist der Abschnitt auf der Bundesstraße 45 zwischen Dieburg und Groß-Umstadt, über den der Löwenanteil des Berufspendler- und Warengüterverkehrs zwischen dem Ballungsraum Rhein-Main und dem Odenwaldkreis gelenkt wird.

Was an dieser Stelle auf das Mümlingtal zutrifft, gilt für eine B 38-Ortsumgehung von Groß-Bieberau für das Gersprenztal, fasst Walther so zusammen: „Deutlich gemacht haben wir, dass gut ausgebaute Straßen in den Odenwaldkreis zu den wichtigsten Voraussetzungen unserer Standortsicherung insgesamt gehören.“

Diese Sichtweise war im politischen Wiesbaden lange Zeit nicht geteilt worden. Deutlich wurde dies besonders, in dem Hessen im Ausbau der B 45 als Hauptverkehrsader in den Odenwald keine Dringlichkeit sehen wollte, obwohl dieser in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030 eingeflossen war.

Walther machte auf einer IVO-Mitgliederversammlung im September 2015 darauf aufmerksam und forderte eine Korrektur. Es folgten mehrere Gespräche mit Vertretern aus dem Verkehrsministerium und in der Folge mit führenden Landespolitkern, darunter Fraktionsvorsitzenden von mehreren Parteien.

Vom Bundestag beschlossen wurde der Bundesverkehrswegeplan im Dezember 2016. Der frühzeitigen Initiative war es zu verdanken, dass schließlich beide Projekte verbindlich in den Vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030 eingestuft wurden.

Die IVO blieb dran am Thema, um auf eine zügige Umsetzung zu drängen. Doch es kam anders. Im Sommer 2017 gab das Verkehrsministerium bekannt, dass aufgrund von Engpässen in den Planungskapazitäten bei Hessen-Mobil eine Projektverschiebung über das Jahr 2021 hinaus erfolgen müsse.

„Es war sehr viel Überzeugungsarbeit erforderlich, den dringenden Handlungsbedarf im Interesse der Odenwälder Wirtschaft aufzuzeigen“, stellt IVO-Geschäftsführer Christian Mühlhäuser (Michelstadt) im Rückblick fest.

Insbesondere seinem Engagement war es zu verdanken, dass in den Landtagsfraktionen der Odenwaldkreis überhaupt als Industriestandort wahrgenommen wurde. Auf Gespräche mit Fraktionsvorsitzenden in Wiesbaden folgten Besuche im Odenwaldkreis mit ausgesuchten Betriebsvorstellungen und -besichtigungen, die stellvertretend für die Wirtschaftskraft der Region stehen.

Auch in der regionalen wie überregionalen Presselandschaft war jetzt die Rede vom „Herz aus Kunststoff und Kautschuk“. Beeindruckt waren die Landespolitiker nicht minder von dem Zusammenspiel aus Politik, Wirtschaft und Schulen, das in wichtigen strategischen Fragen geschlossen ein Ziel verfolgt.

Ergänzend fügt er hinzu, dass auf Anregung der IVO im nächsten Schritt die IHK Darmstadt die Initiative ergriffen hatte und alle Akteure an einen Tisch rief, die sich für die Ausbauprojekte B45/B38 stark machten.

An der Kooperation waren und sind neben den eingangs erwähnten Gebietskörperschaften engagierte Bundes- und Landtagsabgeordnete, die IVO und weitere Organisationen beteiligt.

In Form gegossen wurden die Ziele in ein gemeinsam erarbeitetes und unterzeichnetes Positionspapier, das den Titel „Zukunftsfähige Mobilitäts- und Verkehrsinfrastruktur für den Odenwald“ trägt.