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LESERBRIEF: Stadt Bensheim muss bleihaltige Erde entsorgen

Die Stadt Bensheim muss auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände mit Blei belastete Erde entsorgen. Die geschätzten Kosten hierfür liegen bei etwa 220.000 Euro.

Ob auf dem Gelände noch weitere Gifte begraben sind, ist leider nicht auszuschließen. So wurde im südlichen Bereich des Bundeswehrdepots bis1989, mittels einer Kabelabbrennanlage, Kupferdraht recycelt.

Am 9. Februar 1968 hatte der Regierungspräsident in Darmstadt der Firma Andreas Zieringer die Genehmigung der Kabelabbrennanlage erteilt (1).

Je nach Windrichtung mussten die Anwohner der Elbe-Mosel- und Rheinstraße sowie der Schwarzwaldstraße starken Lärm, stinkenden und ätzenden Qualm, teilweise am Tag und meistens auch in der Nacht ertragen.

Die Kabelabbrennanlage war bis zum 1989 wohl nicht mit einer Filteranlage ausgestattet, was aus einem BA-Artikel vom 1.9.1989 hervorgeht. Der damalige Zirec Geschäftsführer erwähnte, dass er eine Filteranlage einbauen lassen will, wenn dies im technisch und wirtschaftlich vertretbaren Rahmen möglich wäre.

Die Zirec Kabelaufbereitungs-GmbH erfolgte 1981 als Neugründung. Wann genau die Kabelverbrennung eingestellt wurde ist unklar, wahrscheinlich Anfang der 1990er Jahre.

Am 3. Januar 1989 wurde in einem Zeitungsbericht zum Thema Zirec die Frage gestellt: „Arbeitet die Kabelabbrennung der Firma ordnungsgemäß?“ Weiter hieß es damals: „Ein Foto das eine Flamme auf dem Kamin der Firma Zirec zeigt, belegt nach Ansicht der Grünen Liste Bensheim (GLB), dass die Kabelabbrennung nach wie vor nicht ordnungsgemäß arbeitet.“

Nach der damaligen Einschätzung der Grünen, verlief die Verbrennung in und außerhalb des Kamins unkontrolliert, außerdem werde die vorgeschriebene Verbrennungstemperatur von 1200°C dabei mit Sicherheit unterschritten.

Die GLB Stadtverordneten forderten die Stilllegung der Kabelabbrennanlage der Firma Zirec. Der damalige Zirec Geschäftführer wies die Darstellung der GLB zurück und bezog sich dabei auf Gewerbeaufsicht und Polizei, die sich vor Ort die Temperaturschreiber angesehen hätten.

Am 30.8.89 berichtete die „Hessenschau“ über das Problem der PVC-Verbrennung bei der Firma Zirec.

In der Sendung hatte die damalige Umweltdezernentin des Kreises Bergstraße, Dr. Eva Maria Krüger, „die Ansicht vertreten, das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt in Darmstadt als zuständige Kontrollbehörde schinde Zeit, während eine Gesundheitsgefährdung für den Raum Bensheim nicht ausgeschlossen werden könne.“ (Pressebericht vom 18.9.1989)

Im Rahmen des hessischen Dioxin-Messprogramms wurden 1989 Bodenproben-Messungen durchgeführt.

Bei der Firma Zirec wurde auf dem Betriebsgelände nicht gemessen, sondern leider nur in Abständen von 800 m (südlich), 1400 m (nordwestlich) und 1800 m (nördlich) vom Zirec-Betriebsgelände.

Alle Bodenproben waren, trotz der genannten relativ großen Abstände, mit Dioxinen und Furanen belastet. Seit 1981 sind bei Zirec durchschnittlich 1400 Tonnen Erdkabel pro Jahr abgebrannt worden.

Es ist davon auszugehen, dass es in den Jahren zuvor die gleichen Mengen waren. Die Abgasmenge lag zwischen 4.000 und 6.000 m³/h.

Die PAH-Werte (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe), insbesondere für die als krebserzeugend bekannten Komponenten, waren relativ hoch.

Die Firma wurde aufgefordert, eine Arbeitsbereichsanalyse gemäß TRGS (TRGS= Technische Regel für Gefahrstoffe) 402 „Ermittlung und Beurteilung der Konzentration gefährlicher Stoffe in der Luft in Arbeitsbereichen“ zu erstellen (1)

Wohnen auf verseuchten Böden?

Der Eintrag von Dioxinen in Böden erfolgt hauptsächlich durch Stoffflüsse aus der Luft.  Da Dioxine in der Natur kaum abgebaut werden, kann es zu langfristigen Anreicherungen kommen. Auch dann, wenn nur geringe Einträge stattfinden. 

Günter Löffler
64625 Bensheim

Quellen: (1) Hess. Landtag 12. Wahlperiode 22.02.1990, Drucksache 12/6197, Antwort des Ministers für Umwelt und Reaktorsicherheit auf Anfrage der Abg. Wagner-Pätzold (Grüne) betreffend Umweltbelastung durch die Firma ZIREC in Bensheim (Drucksache 12/5057)