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Holprige Zeiten für Reisebus-Unternehmen

Karsten Krug (rechts) zu Besuch bei Martin Müller vom gleichnamigen Reisebusunternehmen in Biblis. Foto: Büro Krug

Kreisbeigeordneter und SPD-Landratskandidat Karsten Krug traf sich mit Martin Müller vom gleichnamigen Reisebusunternehmen in Biblis

BIBLIS. - Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Reisebus-Unternehmen sind heftig. Durch den Lockdown durfte ihre Flotte lange Zeit überhaupt nicht fahren.

Jetzt ist das zwar wieder möglich, wird aber durch den Verordnungs-Flickenteppich in Deutschland behindert, erfuhr Kreisbeigeordneter Karsten Krug bei einem Vor-Ort-Termin bei Walter Müller Reisen in Biblis. Daneben schmerzen unterschiedliche Abstands- und Hygieneregeln je nach Art des Betriebs.

Die Firma zählt 130 Beschäftigte, teilte Martin Müller dem SPD-Landratskandidaten mit, der im Kreis Bergstraße auch für den Personennahverkehr zuständig ist. 13 Reisebusse standen längere Zeit still.

Als reines Reisebusunternehmen „hätte es kaum Chancen gegeben, den Corona-Stillstand zu überleben“, erläuterte Müller.

Er konnte keine Soforthilfemaßnahmen in Anspruch nehmen, „da es für einen Betrieb meiner Größe keine gab“, kritisierte er. Zum Glück hat der Betrieb ein weiteres Standbein: Er unterhält auch Reisebüros und ist im Linienbusbetrieb tätig.

Müller kann auf sein treues Stammgästeklientel überwiegend im Rentenalter zählen. Ihm machte aber zu schaffen, dass nach Wiederaufnahme der Reisen jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kochte. So konnte eine Fahrt auf eine Nordseeinsel nicht stattfinden.

In Hessen und Nordrhein-Westfalen durften unter Beachten von Abstands- und Hygieneregeln zwar Busse verkehren, in Niedersachsen aber nicht.

Oder: Eine Reise nach Oberbayern an den Chiemsee musste mit großem Umweg über Hessen direkt nach Bayern ohne Durchfahrt von Baden-Württemberg erfolgen, da zu diesem Zeitpunkt im südöstlich gelegenen Bundesland noch keine Busse fahren durften.

Eine Reise an die Ostsee mit 27 Personen musste Müller zufolge aufgrund Abstandsregeln in zwei Bussen stattfinden – mit 13 und 14 Personen.

Der Firmeninhaber wies gegenüber dem Landratskandidaten auf die unterschiedliche Handhabung dieser Regelungen im Bus-Regelbetrieb des ÖPNV und bei Busreisen hin. Im ÖPNV darf man dicht an dicht sitzen, sogar mit Flixbus mehrstündige Fahrten unternehmen.

Wenn es aber um einen Reisebus geht, der vielleicht sogar kürzer als ein Flixbus unterwegs ist, gelten plötzlich völlig andere, strengere Auflagen. Der Kreisbeigeordnete teilte diese Kritik.

Ein neues Problem ist aktuell die gut gemeinte Mehrwertsteuersenkung, erfuhr Krug. Für Verbraucher vorteilhaft, führt sie in Unternehmen bei der Umsetzung zu größeren Schwierigkeiten.

Denn im Ausland bleibt die Umsatzsteuer gleich, sodass Teilleistungen in Deutschland extra abgerechnet werden müssen. Es gibt keine spezielle Software für die Steuerbuchhaltung.

Somit sind Müller zufolge neue Berechnungen und Auszeichnungen für Reisepreise nicht ohne weiteres möglich. Das bedeutet ein Stück weit Mehrarbeit, wenn sowieso wenig Geld in die Kasse kommt.