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BI warnt Waldbesitzer vor „Zappelstrom“ und hohen Risiken beim Windrad-Rückbau

Bürgerinitiative Gegenwind Beerfelden - Rothenberg: Dreizehn Windräder sollen auf dem Höhenzug zwischen Beerfelden und Rothenberg entstehen + + + Projektierer bemühen sich um Pachtverträge mit den Grundstückseigentümern in der besagten Waldfläche

ODENWALD / OBERZENT. - Wie bekannt wurde, plant die PNE AG als deutscher Windpark-Projektierer mit Sitz in Cuxhaven und die UKA Meißen Projektentwicklung GmbH & Co. KG derzeit auf den im Regionalplan ausgewiesenen Windkraft-Flächen 23, 23 a und 23 b auf der Höhe zwischen Beerfelden (Trimmdichpfad) und Rothenberg etwa 13 Standorte für Rotoren.

Gegenwärtig bemühen sich die Projektierer des Unternehmens um entsprechende Pachtverträge mit den Grundstückseigentümern in der besagten Waldfläche.

Hinzu kommt dem Vernehmen nach nun auch noch als neuer Interessent für die Flächen auf der Rothenberger Höhe die bayrische VenSol Neue Energien GmbH aus Babenhausen (Bayern).

Dies nimmt die Bürgerinitiative Beerfelden-Rothenberg zum Anlass, die potentiellen Verpächter der Grundstücke nachdenklich zu machen und bei der geplanten Landschafts- und Naturzerstörung im eigenen und öffentlichen Interesse und zum Schutz des Gemeinwohls nicht mitzuwirken.

Ihre ablehnende Haltung begründen die Akteure damit, dass der Naturraum des Odenwaldes, insbesondere die bewaldeten Höhenzüge, für die Lebensqualität und für die Gesundheit der Einwohner von großer Bedeutung ist.

Zudem wisse man, dass nach den hydrogeologische Erkenntnissen, die geplanten Eingriffe in den Boden des kluftenreichen Sandsteingebirges durch gigantische Betonbauwerke auf absehbare Zeit zu Veränderungen in der Wasserführung und zu Beeinträchtigungen des lokalen Wasserhaushalts und der Trinkwasserversorgung führen, und diese damit gefährden würden.

Um den bis zur Rotorenspitze 250 Meter hohen und 4.000 t schweren Koloss einer Windindustrieanlage tragen zu können, werden jeweils runde Fundamente von 1.500 Kubikmeter Beton, die mit 180 Tonnen Stahl armiert sind, in bis zu 10 m tiefen Gruben verfüllt und der Waldboden bis zu 7.000 Tonnen verdichtet.

Die Vertreter der Bürgerinitiative weisen die Grundstückseigentümer darauf hin, dass es vermutlich nach 20 Jahren nach Abschreibung und Abnutzung der Windindustrieanlagen zu einem Rückbau kommen werde.

Inzwischen wisse man aus vergleichbaren Erfahrungswerten, dass die in den Pachtverträgen für den Rückbau angesetzten Kostenschätzungen der Windkraftanlagen weit über die tatsächlichen Summen hinausgehen.

Für den Fall, dass das Betreiberunternehmen zu dem entsprechenden Zeitpunkt nicht mehr besteht, gehen die hohen Rückbaukosten zulasten die Grundstückseigentümer.

Nicht unerwähnt lassen die Gegner der geplanten Rotoren wissen, dass aus den Kenntnissen und Erfahrungswerten der Immobilienwirtschaft allgemein ein Verlust der Werthaltigkeit der privaten Immobilien in der Nähe der Windindustrieanlagen verzeichnet werden müsse.

Auch der für die Odenwaldregion wichtige Wirtschaftsfaktor des Tourismus würde empfindlich leiden, weil niemand „in einer mit Rotoren verstellten Industrielandschaft Urlaub machen wolle“.

Auch auf die gesundheitlichen Bedenken weisen die Vertreter der Bürgerinitiative hin, in dem sie anmerken, dass von den riesigen Rotoren niederfrequente Schallwellen ausgehen, auf die manche Menschen äußerst sensibel reagieren.

Betroffene an anderen Standorten im Odenwald und andernorts klagen in den bekannten Fällen über Schlaflosigkeit bis hin zu Herzrhythmusstörungen durch Infraschall.

Der Odenwald gelte bekanntermaßen als extremes Schwachwindgebiet, in dem sogenannter „Zappelstrom“ nur mit hohen Subventionen für Windstrom produziert werden kann wenn der Wind weht und daher durch die Vorhaltung von Schattenkraftwerken in der Netzstabilität gestützt werden muss.

Letztlich werde das Geld, das den Waldbesitzern für Errichtung von Windkraftanlagen angeboten wird, über die Stromrechnung von allen Stromkunden eingezogen.

Demzufolge müssten die Nachbarn die Pachteinnahmen mitbezahlen, was zu gesellschaftlichen Spaltungen führe, wenn das vertraute Heimatgefühl durch die Zerstörung der Odenwaldlandschaft genommen wird.

In diesem Sinne fordern die Vertreter der Bürgerinitiative auf, den Anfängen zu wehren und die Entscheidung für eine Unterschrift unter einem entsprechenden verlockenden Pachtvertrag zu überdenken.

Die Landschaftszerstörung und der ignorierte Artenschutz durch ausschließlich subventionierte Windindustrie im waldreichen und windschwachen Odenwald wird nach Auffassung der Bürgerinitiative Gegenwind keinen Beitrag leisten zum propagierten, menschengemachten Klimaschutz.

Der in Hessen mit 60% Flächenanteil walddreichste Landkreis Odenwald sei auch für den verdichteten und schadstoffproduzierenden Ballungsraum eine gigantische CO2 Senke ohne Finanzausgleich etwa im Sinne des Emissionshandels.

Die Entnahme einer Leistung ohne Wertausgleich entspreche den Prinzipien eines Regionalkolonialismus. Der ländliche Raum des Odenwaldes leiste für den Klimaschutz einen höheren Beitrag als die Verdichtungsräume, in denen die erzeugte Energie verbraucht werde.

Aktiv werben die Akteure der Bürgerinitiative um die Unterstützung des Bürgermeisters und des Magistrats sowie der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Oberzent für ihre Argumente. Sie würden sehr wohl erkennen, dass die bisher gefassten Beschlüsse auf fruchtbaren Boden fallen würden.

Der Argumentationsradius der Bürgerinitiative gegen Windindustrie auf den Odenwaldhöhen sei in seiner Vielfältigkeit weitergehend zu dokumentieren, wie deren Homepage zeige.

Zur Info:

Bei den modernen Windkraftanlagen handelt sich um Hightech-Industrieanlagen mit gewaltigen Dimensionen. Auch der Begriff Windpark ist verniedlichend, vielmehr handelt es sich hier um Windkraft-Industriezonen.

Windkraftwerke erreichen eine Gesamthöhe von mehr als 250 m bis zur Rotorenspitze, was 70 Stockwerken entspricht. Die Höhe des Turms, das ist die Nabenhöhe, beträgt 140 Meter.

Als Beispiel seien hier die Dimensionen der Windkraftanlage E-126 von Enercon, bzw., 5M von REpower aufgeführt: Der Stahlbetonturm ist 135 Meter hoch und wiegt 2.800 Tonnen. Er wird aus 35 Ringen mit einem Durchmesser von 16,5 Meter zusammengesetzt.

Das Maschinenhaus, welches auf den Turm gesetzt wird, wiegt 120 Tonnen (dies entspricht etwa 80 PKW). Es ist 18 Meter lang – dies ist die Breite eines Doppelhauses – sechs Meter breit und sechs Meter hoch.

Hierin wird der Generator, mit einem Gewicht von 220 Tonnen (dies entspricht etwa 150 PKW), untergebracht und die Rotoren mit Nabe, mit einem Gewicht von 320 Tonnen (etwa 210 PKW), daran befestigt.

Der Rotordurchmesser beträgt 126 Meter und überstreicht die Fläche von zwei Fußballfeldern. Damit das Windkraftwerk auch sicher steht, ist ein entsprechendes Fundament erforderlich.

Dies hat einen Durchmesser von 20 bis 30 Meter und eine Tiefe mit mehr als 4 Meter. Hier werden 1.300 Kubikmeter Beton und 180 Tonnen Stahl verbaut. Insgesamt hat das Fundament ein Gewicht von 3.500 Tonnen.

Bei einer Tiefgründung werden zusätzlich etwa vierzig 15 Meter lange Betonpfeiler in den Boden gerammt. Ein solches Windkraftwerk kommt somit auf ein Gesamtgewicht von 7.000 Tonnen. Fotos: Evi Schwöbel