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Windpark Katzenwinkel: Kann das Kulturdenkmal Beerfeldener Galgen das Projekt verhindern?

Könnte bittere RealitĂ€t werden: Die geplanten fĂŒnf WindrĂ€der im Windpark Katzenwinkel bei Beerfelden sind knapp 230 Meter hoch der Kirchturm nur um die 45 Meter. Das Landschaftsbild wĂŒrde dann genau so aus aussehen, wie in der maßstabgetreuen Fotomontage der BI Galgenwind Beerfelden.

Der Odenwald soll als Stromlieferant mittels Windindustrie mit fĂŒnf weiteren Rotoren in der Gemarkung Katzenwinkel bei Beerfelden weiter Gestalt annehmen + + + BĂŒrgerinitiativen machen mobil

ODENWALD / BEERFELDEN. - Vor wenigen Tagen wurde zur Gewissheit, was die BĂŒrgerinitiativen (BI) „Gegenwind Beerfelden-Rothenberg“ im sĂŒdlichen Odenwaldkreis zwischen Beerfelden und Rothenberg schon seit Jahresbeginn vorausgesagt hatten:

Der Windkraftprojektierer JUWI AG, eine Tochter des Mannheimer Verkehrsverbundes (MVV), hat die Baugenehmigung zur Errichtung eines Windindustrieparks im Wald zwischen Etzean, Airlenbach und Beerfelden, der Gemarkung Katzenwinkel, beim RegierungsprÀsidium (RP) in Darmstadt beantragt (siehe FACT-Bericht dazu unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews).

GelĂ€ndeflĂ€chen gehören Graf Louis zu Erbach-FĂŒrstenau

Die FlĂ€chen, auf denen fĂŒnf Rotoren mit einer jeweiligen Höhe von 229,5 Metern gebaut werden sollen, stehen im Eigentum des Grafen Louis zu Erbach-FĂŒrstenau, wie seit dem 01. MĂ€rz diesen Jahres bekannt (siehe FACT-Beitrag unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews).

„Besonders pikant bei dieser Planung ist die Tatsache, dass die Windradmonster bis auf fast 1.000 Meter an die Wohnbebauung der Stadt Beerfelden bzw. deren Stadtteile heranreicht“, heißt es in einer Mitteilung der BI Gegenwind.

„Wenn alle Unterlagen vollstĂ€ndig sind und nichts dazwischen kommt wird höchstwahrscheinlich in drei Monaten genehmigt, möglicherweise sogar noch bis Jahresende 2017, wie die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr mit der Genehmigung der Windparks Kahlberg und StillfĂŒssel per 30.12. lehren.“

„FĂŒr unter 5 Cent pro KWh können die WindrĂ€der nicht gebaut werden“

Gebaut werden kann dann allerdings noch nicht, erst muss der Projektierer an einer Auktion teilnehmen und seinen Strom zu einem bestimmten Preis anbieten. ErhÀlt JUWI den Zuschlag kann gebaut werden. Derzeit liegt das Preisniveau unter 5 Cent pro KWh.

Auf dieser wirtschaftlichen Basis können die teuren WindrĂ€der jedoch kaum gebaut werden. „Das ist die letzte Hoffnung wenn niemand klagt“, sehen die Windkraftgegner ihre Ziele noch nicht verloren. Noch in diesem Jahr wird es Auktionen geben, die nĂ€chsten dann im FrĂŒhjahr 2018. „Es bleibt abzuwarten, ob die Antragsteller ihr Projekt weiter verfolgen“, verlautet aus der BI.

FĂŒnf rund 230 Meter hohe WindrĂ€der als Pendant zum Beerfeldener Galgen

Auch das Genehmigungsverfahren könnte noch einige HĂŒrden durchlaufen mĂŒssen, denn mit dem Beerfeldener Galgen ist ein kulturhistorisches Denkmal unmittelbar durch die 229,5 Meter hohen WindrĂ€der betroffen.

So ist die in einem Dreieck aufgestellte RichtstĂ€tte, auch als sogenannter „dreischlĂ€friger Galgen“ bezeichnet, 1597 anstelle eines Holzgalgens auf einer Anhöhe etwa 500 Meter westlich von Beerfelden gelegen, errichtet worden.

Der vom Landesamt fĂŒr Denkmalpflege Hessen als Kulturdenkmal gefĂŒhrte Beerfeldener Galgen könnte durchaus analog der Burg MĂŒnzenberg im gleichnamigen mittelhessischen MĂŒnzenberg noch zum Stoppschild fĂŒr den Windpark Katzenwinkel werden.

Burg MĂŒnzenberg verhinderte Windpark in Wölfersheim-Wohnbach

Im Wölfersheimer Ortsteil Wohnbach wurde im Mai diesen Jahres ein von Nwind GmbH (Hannover) beantragter Windpark mit zuletzt vier WindrĂ€dern neben artenschutzrechtlichen GrĂŒnden vor allem „wegen entgegenstehender Belange des Denkmalschutzes“ vom RP Darmstadt abgelehnt.

In Wölfersheim wurden im Laufe des öffentlichen Verfahrens verschiedene Fachbehörden, die betroffenen Kommunen und die Öffentlichkeit angehört. Einige hundert Einwendungen, die insbesondere auch auf Belange des Denkmalschutzes und artenschutzrechtliche Konflikte verwiesen, gingen danach beim RegierungsprĂ€sidium ein.

Da sich in etwa 3,5 Kilometern Entfernung zu den geplanten WKA die Burg MĂŒnzenberg, eine der wohl bedeutendsten stauferzeitlichen Burgen Deutschlands, befindet, war zu prĂŒfen, ob sich die Errichtung und der Betrieb der geplanten WKA auf den Bestand und das Erscheinungsbild dieses Kulturdenkmals auswirken könnten.

Schutzanspruch auch fĂŒr das Kulturdenkmal Beerfeldener Galgen?

Der weit reichende Schutzanspruch der Burg MĂŒnzenberg als Einzeldenkmal fĂŒhrte dann dazu, dass eine denkmalrechtliche Genehmigung nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz versagt wurde.

Der Galgen in Beerfelden ist einer der Ă€ltesten und besterhaltenen im Bundesgebiet, wenn nicht sogar in Europa, und könnte somit im Genehmigungsverfahren einen Ă€hnlichen Status erlangen, wie die Burg MĂŒnzenberg in Mittelhessen und damit das Gesamtprojekt verhindern, hofft die BĂŒrgerinitiative >Galgenwind< in Beerfelden.

Gleichwohl könnte ein weiteres Faktum „das drohende Unheil MonsterrĂ€der verhindern“ sehen die Windkraftgegner „einen weiteren Hoffnungsschimmer“, denn „bisher haben praktisch alle Landwirte abgelehnt, FlĂ€chen fĂŒr Zuwegungen an die Betreiber zu verpachten“. Das sei sehr anstĂ€ndig, loben die BI-Sprecher.

Landbesitzer wollen „auf dreckiges Geld verzichten“

Auch die evangelische Kirchengemeinde Beerfelden habe SolidaritĂ€t bewiesen und es abgelehnt die angefragten BaustellenlagerflĂ€chen hinter dem kircheneigenen Kindergarten fĂŒr das Projekt zur VerfĂŒgung zu stellen.

Allerdings sei „aktuell wohl ein ehemaliger Gastronom umgefallen und hat doch sein GrundstĂŒck verpachtet“, zeigt sich ein Beerfeldener BĂŒrger „enttĂ€uscht ĂŒber die Profitgier eines Einzelnen zu Lasten der Allgemeinheit“.

In jedem Falle aber hĂ€tten die stĂ€dtischen Gremien mit dem Beerfeldener Galgen ein gewichtiges Faustpfand in der Hand, „um der Zerstörung der Umwelt, durch die Umwandlung des Waldes in einen Industriepark und insbesondere der Entwertung des einzigartigen Kulturdenkmals Galgen wirksam zu begegnen.

„Wir hoffen, dass es zu einer Koalition der Ablehnung kommt. Insbesondere die Landebesitzer bitten wir weiterhin, im Interesse der Bevölkerung nicht dem Beispiel des Adels zu folgen, sondern im Interesse aller, auf dieses dreckige Geld zu verzichten, und keine FlĂ€chen fĂŒr Zuwegungen zu verpachten.“ Alle seien aufgefordert, „diesen Jahrhundertfrevel“ zu verhindern. „Whatever it takes!“