LESERBRIEF: Traumhaft schön, die Bergstraße – ohne Windräder

Die im Herbst wahrhaft traumhafte Landschaft der Bergstraße mit ihrem leuchtenden farbenprächtigen Weinlaub könnte im Raum Bensheim - Heppenheim künftig erheblich gestört, wenn nicht gar "zunichte gemacht" werden, falls die Windkraftmonster mit Höhen von 250 Metern tatsächlich Realität werden sollten. Foto: Hermann Bazlen
Die Bergstraße, von Darmstadt im Norden bis Heidelberg im Süden, ist bestimmt von sanft steigenden und fallenden bewaldeten Hügeln, von Weinbergen und Streuobstwiesen, von Burgen, Schlössern, Kulturdenkmälern und historischem Welterbe.
Eine Bilderbuchlandschaft, insbesondere zwischen Auerbacher Schloss und Starkenburg. Hier findet man Spuren und Zeugnisse einer über 2000 Jahre alten Kultur- und Stadtgeschichte.
Gesegnet mit einem besonders milden und sonnigen Klima und dem frühesten Frühlingsbeginn Deutschlands. Hier beginnt Deutschland Italien zu werden. Über die Grenzen Hessens hinaus bekannt als „Riviera Deutschlands“.
Berühmt ist die Bergstraße für ihre Mandelbäume, die hier gedeihen und im Februar, spätestens Anfang März bereits blühen, wie auch andere mediterrane Pflanzen.
Und wenn im Herbst die untergehende Sonne das farbenprächtige Weinlaub zum Leuchten bringt, spätestens dann spürt man, was für eine wahrhaft traumhafte Landschaft die Bergstraße ist.
Ein Magnet für Gäste aus nah und fern. Die Ferienstraße Bergstraße ist eine der Sehenswürdigkeiten Deutschlands, eine pulsierende Region, als Top-Wanderregion (Burgen- und Nibelungensteig Bergstraße) von Experten zertifiziert.
Die Windkraftfirmen haben sich erneut die ersten Höhenzüge der Bergstraße als Windkraftstandort ausgesucht, insbesondere den Kesselberg/Heiligenberg, in den Stadtwäldern von Heppenheim und Bensheim gelegen.
Wenn die Pläne der Herren Jost (Energiegenossenschaft Starkenburg) und Simon (3P), Realität würden, wäre die Bergstraße kein Naturpark mehr, sondern ein Industriepark mit bis zu 8 Windrädern, jeweils 250 Meter hoch.
Mit der Folge, dass die formgebende Silhouette der Bergstraße stark beeinträchtigt würde, die Zertifizierung des GEO-Naturparks, unterstützt von der UNESCO, wäre gefährdet und vor allem das FFH-Gebiet Buchenwälder des vorderen Odenwalds, im Bereich Kesselberg/Heiligenberg, würde durch die immensen Kahlschläge auf Dauer schwerstens geschädigt werden und damit auch die Biodiversität in den betreffenden Waldgebieten.
Die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft, gilt es zu schützen, was im Bundesnaturschutzgesetz unter dem Begriff „Landschaftsbild“ umschrieben wird. Ob die Landschaft noch als harmonisch wahrgenommen werden kann, ist davon anhängig, ob die Proportionen gewahrt werden können.
Windräder mit einer Höhe von 250 Meter stehen in keinem Verhältnis zu dem vorderen ca. 500 Meter hohen Bergstraßenkamm und werden dadurch als Fremdkörper wahrgenommen, weil sie einen eindeutig negativen Einfluss auf die naturraumtypischen Landschaftselemente ausüben würden.
Ihre dominante Sichtbarkeit wird weit über die Region hinausgehen, wie das Gelände- und Landschaftsmodell, entwickelt vom Kreis Bergstraße, in eindrucksvoller Weise verdeutlicht.
Bei der Modellbetrachtung war der Kreis Bergstraße seinerzeit von 2 Windrädern, mit Höhen von 180 Meter ausgegangen, zwischenzeitlich sind Windräder mit Höhen von 250 Meter, lt. Simon /3 P, Realität, sodass die Wuchtigkeit der heutigen Windräder bei der Modellbetrachtung nicht im vollen Umfang zur Wirkung kommen kann (siehe: www.youtube.com/results?search_query=Gel%C3%A4ndemodell+der+Kreises+bergstrasse).
Betrachtet man des Landschafts- und Geländemodell, unter Berücksichtigung der enormen Höhe der heutigen Anlagen, muss man zwangsläufig zu dem Ergebnis kommen, dass hier ein „besonders grober Eingriff in das Landschaftsbild“ gegeben ist.
Zudem geht es hier auch um den Schutz einer „wegen ihrer Schönheit und Funktion ganz besonders schutzwürdigen Umgebung“, in die in einer „mehr als unerheblichem Maße beeinträchtigenden Art und Weise“ eingegriffen wird.
Gerade in einer von Kulturschätzen gesegnete Region, wie die hiesige Bergstraße, ist es notwendig, eine solch weitreichende Veränderung der Kulturlandschaft und des Landschaftsbildes zu vermeiden.
Hermann Bazlen
64686 Lautertal