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Sozialer Treffpunkt, Lernort, einer kulturellen Begegnungsstätte für alle Altersklassen

Bürgermeisterin Christine Klein und Winnie Lechterbeck, Leiterin der Stadtbibliothek, vor der Alten Gerberei in Bensheim. Fotos: Pressedienst Bensheim

Stadtbibliothek: Ein Aushängeschild für Bensheim mit einer modernen, lebendigen Ausrichtung

BENSHEIM. - Die Stadtbibliothek gehört mitten in die Stadt. Und genau dorthin soll sie auch wieder zurückkehren.

Diese klare Zielvorgabe hat Bürgermeisterin Christine Klein unmissverständlich formuliert, nachdem das Aus im Neumarkt-Center besiegelt war.

Als Aushängeschild für Bensheim braucht die beliebte Einrichtung selbstverständlich wieder einen zukunftssicheren Standort im Zentrum, der ihrer Bedeutung gerecht wird.

Nicht nur ihrer Bedeutung als Ausleihe von Büchern, sondern als sozialer Treffpunkt, Lernort, einer kulturellen Begegnungsstätte für alle Altersklassen.

„Wir waren gezwungen, nach Alternativen zu suchen. Das haben wir umfangreich und akribisch getan. Wir haben es bereits mehrfach gesagt und wiederholen es gerne wieder: In der Innenstadt war kein Gebäude zu finden, das die Kriterien erfüllte“, betonte Bürgermeisterin Christine Klein.

Mehr als 20 Immobilien habe die Verwaltung auf der Suche nach einem Übergangsstandort geprüft. Die Anforderungen waren und sind hoch - und vor allem nicht zu unterschätzen.

Vor allem müsse das Gebäude statisch für den Betrieb einer Stadtbibliothek ausgelegt sein. Darüber hinaus brauche es Büroflächen, einen barrierefreien Zugang, Glasfaserkabel – und beim Brandschutz müsse es ohnehin immer passen.

Der Magistrat entschied sich auf Empfehlung der Verwaltung bekanntlich für eine Interimslösung mit zwei Standorten: an der Schwanheimer Straße und in der Alten Gerberei, die sich in städtischem Besitz befindet.

Bevor es in die politischen Gremien ging, haben sich die Fachstelle für öffentliche Bibliotheken sowie der ekz.bibliotheksservice GmbH mit dem Vorschlag befasst und sich die Gegebenheiten vor Ort angeschaut.

Die GmbH gilt als das führende Serviceunternehmen für Bibliotheken und unterstützt Kommunen bei der Raum- und Ausstattungsplanung. Beide Institutionen hielten die Ausweichquartiere in Kombination und als reine Übergangslösung für geeignet, um eine Bibliothek zu betreiben.

In der Alten Gerberei werde, vorbehaltlich eines finalen Beschlusses durch den Haupt- und Finanzausschuss, eine Dependance der Stadtbibliothek mit Aufenthaltsqualität geschaffen.

Sie diene als Anker in der Innenstadt: Eine zentrale Anlaufstelle mit Kinder- und Jugendmedien, in der Zeitungen und Zeitschriften ausliegen, Veranstaltungen angeboten werden.

Über „Click und Collect“ gibt es einen Austausch mit dem Medienstandort in der Schwanheimer Straße, der das vielfältige Sortiment der städtischen Bücherei beherbergen wird.

Das alles sei seit einigen Monaten bekannt. Bürgermeisterin Christine Klein, Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung und das Team der Stadtbibliothek seien daher verwundert über die medial geäußerten „Ratschläge“ einiger Bensheimer Einzelhändler, wie die Einrichtung zukunftsfähig aufzustellen sei.

„Ich freue mich als Leiterin der Stadtbibliothek – und das kann ich für das ganze Team sagen –, dass nicht nur unsere Besucher unsere Einrichtung zu schätzen wissen, sondern auch die Einzelhändler erkennen, welchen Stellenwert die Stadtbibliothek für die Belebung der Innenstadt hat“, erklärte Winnie Lechterbeck.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehöre beispielsweise die geforderte Analyse, welche Produktgruppen gut (oder eben nicht ganz so gut) laufen, schon längst zum Tagesgeschäft.

Nicht umsonst gebe es einen Etat für physische und digitale Medien. „Wir kaufen jährlich rund 3.000 neue physische Medien und sortieren genauso viele alte aus“, so Winnie Lechterbeck.

Damit bleibe die Aktualität gewahrt – was eine Grundvoraussetzung für eine lebendige und moderne öffentliche Bibliothek sei. Die Experten der städtischen Einrichtung würden sehr genau prüfen, welche Mediengruppen veraltet sind und welche neu aufgebaut werden.

Regelmäßige und aufmerksame Besucher konnten die Auswirkungen dieser fachlichen Beurteilung in den vergangenen Jahren immer wieder beobachten. Der Sachbuchbestand wurde sukzessive reduziert, der Bereich mit Musik-CDs geschlossen.

„Dafür haben wir Tonies, Mangas, fremdsprachige Kinderbücher und aktuelle Reiseführer, um nur einige Beispiele zu nennen, in den Bestand integriert“, erläutert Winnie Lechterbeck – Stichwort moderne, lebendige Bibliothek, die auf gesellschaftliche Veränderung und langfristige Trends stets zu reagieren weiß.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Der Gesamtbestand hat sich von früher etwa 50.000 auf nunmehr 38.000 Medien reduziert. Das schaffe Freiräume für Lern- und Arbeitsplätze sowie bessere Präsentationsflächen.

Digitalisierung, auch dazu gab es von den Einzelhändlern Forderungen, spiele seit Jahren eine große Rolle für die Stadtbibliothek. Neben der Onleihe befänden sich viele digitale Dienste im Portfolie, die von den Kunden sehr geschätzt würden.

Im Verwaltungsbereich habe die städtische Bücherei 2021 außerdem eine neue Software installiert, unter anderem um genaue Bestandsanalysen zu erstellen.

Eine gut geführte Bibliothek, die über die Stadtgrenzen hinaus eine Anlaufstelle für alle Altersklassen ist, stelle ein Kulturgut dar. Ein Kulturgut brauche allerdings auch Luft zum Atmen.

Zumal die Bensheimer Einrichtung bereits im Neumarkt-Center nicht mehr die von den Einzelhändlern ins Feld geführte 1.000 Quadratmeter öffentliche Fläche gehabt habe. „Die Stadtbibliothek ist ein Treffpunkt, Lern- und Veranstaltungsort mit möglichst hoher Verweildauer. Das alles braucht Platz“, kommentierte Lechterbeck.

Im Neumarkt-Center seien zuletzt 780 Quadratmeter für den Publikumsverkehr vorbehalten gewesen, hinzu kamen Büros, Sozialräume, Lager, öffentliche Toiletten.

Eine Diskussion über die Zukunft der Stadtbibliothek anhand von Quadratmeterzahlen oder der Reduzierung des Angebots zu führen, sei aus Sicht von Christine Klein zum jetzigen Zeitpunkt weder zielführend noch sinnvoll.

„Unsere Stadtbibliothek verfügt über ein modernes, zukunftsgerichtetes Konzept. Wir haben ein engagiertes Team, das unter schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit leistet“, so die Bürgermeisterin.

Jetzt gelte es, für die Übergangsphase ein neues Kapitel aufzuschlagen, um allen Bürgern wieder Zugang zu den Medien der Stadtbibliothek zu ermöglichen. Und gleichzeitig alle Optionen auszuloten, um eine vollständige Rückkehr in die Innenstadt mittelfristig sicherzustellen.