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BI Zukunft Vielbrunn: „Regionalplan wie FNP haben einen gemeinsamen Konstruktionsfehler“

Bürger des Michelstädter Stadtteils sorgen sich gemeinsam mit zahllosen weiteren Odenwäldern um die Auswirkung der Windkraftanlagen „auf über 50 Prozent unserer sensibelsten Gebiete im Odenwald“

ODENWALD / VIELBRUNN. - In einem offenen Brief an den Odenwälder Landrat Frank Matiaske und die Bürgermeister des Odenwaldkreises fordert die Bürgerinitiative (BI) Zukunft Vielbrunn gemeinsam mit dem Ortsbeirat dieses Michelstädter Stadtteils dazu auf, die beabsichtigte Stellungnahme zur 2. Offenlage des Regionalplans (Teilplan Erneuerbare Energien) zu revidieren und keine weiteren Windräder mehr im Odenwaldkreis zuzulassen.

Das Schreiben an die Odenwälder Lokalpolitiker hat folgenden Wortlaut:

>Sehr geehrter Herr Landrat Matiaske,

sehr geehrte Herren Bürgermeister Kelbert, Veith, Olt und Buschmann (stellvertretend für die anderen Odenwälder Bürgermeister des Kreises),

aus der Presse vernahmen wir mit Verwunderung, dass der Kreis der benachbarten Bergstraße sehr wohl sich dem Regionalplan widersetzt und keine weiteren Windräder, als die derzeit genehmigten zulässt. Ihre beabsichtigte Stellungnahme zur 2. Offenlage, die größtenteils auf den sicher äußerst kritisch zu sehenden Flächennutzungsplan (FNP) zurückgeht, lehnen wir komplett ab. Die bereits damit einhergehende Verschwendung von unseren Steuergeldern, inzwischen mehr als 800.000 Euro, sehen wir als sehr bedenklich an.

Im Vorfeld des FNP wurden die damals beteiligten Bürgermeister und der damalige Landrat Kübler auf die Gefahren eines solchen Unterfangens von diversen Bürgern hingewiesen, die das Fiasko komplett vorhergesehen haben, wie sich im Nachhinein klar herausstellte.

Sowohl der Regionalplan, wie auch der FNP, haben einen gemeinsamen Konstruktionsfehler. Die Ausweisung von Vorrangflächen - „2 %-Ziel“ – betrifft in seiner Auswirkung über 50 % unserer sensibelsten Gebiete im Odenwald.

Neben der nachhaltigen Zerstörung der Fauna und Flora durch das Zerreißen einer der letzten zusammenhängenden Wälder in Deutschland, zeigen gerade die aktuellen WKA-Genehmigungen, wie sorglos mit unserem lebensnotwendigen Gut Trinkwasser umgegangen wird.

Gleiches gilt für die Aushebelung des Brandschutzes, der in einer grob fahrlässigen Art und Weise vom Kreisbrandinspektor abgesegnet wurde (VerwG Darmstadt AZ: 6K820/11.DA vom 10.07.2013). 12.000 l Löschwasservorrat für mehrere WKA am Hainhaus sind absolut nicht tragbar und zeigen, dass der Kreisbrandinspektor seine Haltung im Hinblick auf verantwortliches Handeln und das Vorsorgeprinzip mit Gefahrenprävention im Sinne zum Schutze der Bürger dringend überdenken muss!

Bei einem Brand einer WKA (ca. 2.000 l Öle befinden sich im Maschinenhaus, das höher als 100 m ist) findet das Feuer immer wieder reichlich Nahrung und die Funken fliegen weit über die Baumkronen hinweg. Dies kann keine Freiwillige und auch keine Berufsfeuerwehr kontrollieren und im Keim ersticken.

Ein Flächenbrand wäre die Folge und viele idyllisch gelegene Höhenorte wären dadurch bedroht. Wie schnell so etwas total aus dem Ruder laufen kann, sieht man an den aktuellen Presseartikeln zu Waldbränden in Portugal. Die z.Zt. akute Waldbrandgefahr mit Warnstufe rot-violett in Südhessen gilt seit mehreren Tagen. Die alljährlich immer wieder hohe Einstufung der Brandschutzgefahr im Odenwald (DWD) verstärkt das Risiko.

Was aber dem Ganzen die Krone aufsetzt, ist die total verfehlte Energiepolitik. Grenzenlose Subvention für die Windkraftindustrie sorgen bei den Projektierern und Verpächtern der Flächen zu einer maßlosen Gier, die auch noch von der Politik massiv unterstützt wird.

Die Zeche zahlt der einzelne Bürger in seiner Stromrechnung über die immer weiter steigenden EEG-Umlagen. Da z.B. gutverdienende kinderlose Ehepaare oder Singles tagsüber auf der Arbeit sind, trifft es gerade die Geringverdiener und die Alleinerziehenden, die auch tagsüber zuhause sind und Strom verbrauchen.

Gerade diese Personengruppe kann sich energiesparende Geräte (Kühlschrank, Waschmaschine und LED-Fernseher) oft nicht leisten und verbraucht darum auch noch mehr Strom. Wo ist hier der Aufschrei der Sozialdemokraten, die eine Gerechtigkeitsdebatte für den bevorstehenden Wahlkampf führen wollen?

Zum Schluss muss man sich fragen: Was bringen die Windkraftanlagen im windschwachen Odenwald?

Bei insgesamt 8.760 Jahresstunden erwirtschaftet z.B. die kommunale Lützelbacher WKA im Durchschnitt nur ca. 1.860 Volllast-Stunden. Auf den Punkt gebracht leistet diese 3 MW-WKA nur ca. 0,63 MW (also ca. 21,2 %).

Dem Bürger wird aber immer wieder stolz die Nennleistung von 3 MW als installierte Leistung verkauft. Dies konnten wir ebenfalls in der Presse, bei Tarik Al Wazirs „1.000 installierte WKA in Hessen“ lesen. Hier tauchte auch wieder die Gesamtnennleistung auf.

Die CO2-Bilanz ist total ernüchternd, da durch den Ausstieg aus der Kernkraft und der nicht vorhandenen Speichertechnologien, Kohlekraftwerke im Back-Up laufen müssen, damit die Stromversorgung des Exportweltmeisters Deutschland nicht ausfällt.

Diese sollen laut Bundesparteitagsbeschluss der GRÜNEN vom Sonntag (18.06.2017) bis 2030 komplett abgeschaltet werden (Kernkraft endet schon 2022). Visionen sind toll und ohne Visionen wären wir noch in der Steinzeit. Sie müssen jedoch realistisch sein.

Eine eigenständige Energiepolitik, die durch den Goodwill der Nachbarn (Atomstrom aus Frankreich, Kohlestrom aus Polen und Gas aus Russland) getragen wird, kann und darf nicht Ziel von Realpolitik sein. Wo bleibt die Verantwortung des Staates gegenüber seinen steuerzahlenden Bürgern?

Bei unserer Demo der sich sorgenden Bürger vor unserem Tiefenbrunnen Vielbrunn (www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews) waren viele Familien aus den umliegenden hessischen und bayerischen Nachbargemeinden erschrocken über das Versagen der Politik, der einzelnen Behörden und vor allem dem Machtmissbrauch zugunsten der Windräder durch das RP-Darmstadt, Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid (Die GRÜNEN).

Insbesondere, die bewusst in Kauf genommene Gefährdung unseres Trinkwassers und das der Nachbarn, zugunsten des Windradausbaus, kann der einzelne Bürger nicht mehr nachvollziehen.

Unsere Unzufriedenheit in Vielbrunn traf die Unterstützung der Nachbargemeinden, die über die Ausbaupläne vor ihrer Haustür total geschockt sind. Sie nehmen unseren Unmut mit in ihre Gemeinden und Städte und formieren den Widerstand vor Ort.

Für Vielbrunn, die Nachbargemeinden und Städte im gesamten Odenwald fordern wir vor diesem Hintergrund eine komplette Absage zu den Ausbauplänen/Vorrangflächen an das RP-Darmstadt, analog zu der Bergstraße. Ein jedwedes Festhalten unserer Kreispolitiker an dem FNP lehnen wir komplett ab und werden in einem solchen Fall den massiven Widerstand der Bürger, als letzte basisdemokratische Möglichkeit, auf die Straße bringen.

PS. Wie wichtig es ist, das sich die Bürger um die bisherigen Versäumnisse kümmern, zeigt die aktuelle Situation, die mit den häufigen Sprengungen in diesem Gebiet auf das Hohe Gefährdungspotenzial hinweisen (siehe beiliegende Verfügung der Stadt Amorbach).

Mit freundlichen Grüßen
im Auftrag
BI Zukunft Vielbrunn
www.zukunft-vielbrunn.de

Hans-Joachim Büchs, Susan Breitenbach, Vera Noack, Ines Loerzer, Tania Weyrich

Ortsbeirat Vielbrunn

Anna Allmann, Judith Walberg, Ulrike Rebscher, Andreas Stütz, Danny Brohm, Marko Lang, Norbert Becker

Ehemaliger Ortsvorsteher

Reinhold Koch<