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Erneut Strahlenopfer in Tschernobyl?

AK.W.Ende Bergstrasse: „Fragwürdige Rolle der IAEA“

BERGSTRASSE. - „Noch nie gab es einen Krieg bei laufenden Atomkraftwerken“, schreibt die Bergsträsser Anti-Atom-Initiative AK.W.Ende in einer Pressemitteilung.

Die Initiative beobachtet nach eigenen Angaben die Situation seit dem russischen Überfall auf die Ukraine um die vier aktiven Atomkraftwerke und das stillgelegte Tschernobyl, soweit es die Nachrichtenlage erlaubt und bemüht sich z. Zt. um Kontakt zur ukrainischen Umweltorganisation Ekodia und dessen Nuklearexperten Olexi Pasyuk.

Dieser wies bereits Mitte März in einem Interview auf die zusätzliche Gefahr durch die großen Standort-Zwischenlager an den AKW mit abgebrannten und damit hochradioaktiven Brennstäben hin.

Wie AK.W.Ende-Sprecher Rainer Scheffler weiter schreibt, bereitet der Gruppe „die Situation der Bedienungsmannschaften in den Kraftwerken Sorge.

Die AKW können nur vorschriftsmäßig laufen, wenn das Personal regelmäßige Schichtwechsel vornehmen kann und ausgeruht ist, sonst ist menschliches Versagen nicht auszuschließen. Allerdings sind diese Voraussetzungen während Kampfhandlungen und Besatzungsstatus kaum überall vorstellbar.“

Äußerst kritisch sieht AK.W.Ende das Verhalten der International Atomic Energy Agency (IAEA), der Internationalen Atomenergie-Organisation, 1957 eingerichtet, um die „technisch und politisch sichere friedliche Nutzung der Kerntechnik zu fördern“, wie es in ihren Statuten heißt.

Die IAEA berichtet regelmäßig dem UN-Sicherheitsrat, ist aber eigenständig. „Allerdings“, moniert AK.W.Ende, „ist z. B. die World Health Organisation (WHO) der UN per Vertrag dazu verpflichtet, über das Risiko radioaktiver Strahlung nur in Absprache mit der IAEA zu berichten.

Deshalb war es der WHO nur sehr eingeschränkt erlaubt, die japanische Bevölkerung nach der Atomkatastrophe von Fukushima 2011 über die Risiken radioaktiver Strahlung zu informieren.“ Eine derartige „Beschwichtigungstaktik der IAEA“ sieht AK.W.Ende Bergstrasse jetzt auch aktuell.

„Rafael Grossi, der Generaldirektor der IAEA, befindet sich z. Zt. in der Ukraine am AKW Südukraine im Gebiet Mykolajiw, will aber Presseberichten zufolge nicht die von den russischen Invasoren besetzten AKW Tschernobyl und Saporischja besuchen.“

Sprecher Rainer Scheffler: „In der ARD-Tagesschau vom Samstag, 2. April, erklärte Grossi u. a. bei einer Pressekonferenz, über Verstrahlungen russischer Truppen in Tschernobyl sei ihm nichts bekannt.

Anderen Berichten zufolge gab es ungewöhnliche Bustransporte mit russischen Soldaten aus der Tschernobyl-Region um den sogenannten >roten Wald<, einem nach der Tschernobyl-Katastrophe 1986 abgestorbenen und heute noch stark kontaminierten Kiefernwald, in dem sich die russischen Soldaten aus Unkenntnis und ungeschützt aufgehalten haben sollen.“

Vielleicht sei die Zurückhaltung der IAEA in dieser Frage dadurch zu erklären, dass Grossis Stellvertreter der Russe Michail Tschudakow sei, so AK.W.Ende Bergstrasse abschließend.