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Reichelsheim: Erneuter Wolfsnachweis im Odenwald

Dirk Bernd gelang am 22. April dieses Jahres der Nachweis eines Wolfs durch diese Nachtaufnahme. Foto: Dirk Bernd

ODENWALD. - Der nach Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und europäischer FFH-Richtlinie streng geschützte Wolf galt lange Zeit als ausgerottet und gilt auch heute noch bundesweit als vom Aussterben bedroht.

Der Bestand des Wolfs nimmt in Deutschland seit der Wiederbesiedlung in 2000 stetig zu.

Nach aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Naturschutz (Monitoring 2018/2019) sind derzeit 105 Wolfsrudel, 25 Elternpaare und 13 territoriale Einzeltiere bekannt, eine echte Erfolgsgeschichte für diese einst ausgerottete Art und den Naturschutz, heißt es in einer Mitteilung von MUNA.

Für Hessen sind aktuell zwei Reviere belegt, die über wenigstens 6 Monate von mindestens 1 bis 2 Wölfen besetzt sind.

Somit ist alljährlich, zur Zeit der Jungengeburten ab Anfang Mai, mit aus den 105 bekannten Familienverbänden abwandernden Jungwölfen zu rechnen, die sich in alle Himmelsrichtungen verteilen und neue Reviere sowie einen Partner suchen. Die meisten Familienverbände kommen in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen vor.

Im Odenwald sind in den letzten vier Jahren fünf bestätigte Wolfsnachweise gelungen. Streng genommen sind noch keine sesshaften Tiere oder ein Familienverband (Rudel) bestätigt, jedoch wird auch nicht gezielt danach gesucht, sagt Dirk Bernd von MUNA e.V.

Eine dauerhafte Ansiedlung ist jedoch nur eine Frage der Zeit, da der Odenwald für den Wolf einen optimalen Lebensraum darstellt, reichlich Nahrung bietet und genügend ruhige Orte zur Jungenaufzucht vorhanden sind.

Auch im Odenwald bei Reichelsheim kam es nun innerhalb weniger Tage zu zwei Wolfsnachweisen, bei denen es sich um das gleiche Tier handeln kann, es aber auch ein Hinweis darauf sein kann, dass der Lebensraum für die Revierbildung besonders attraktiv ist.

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich aufgrund des unauffälligen Verhaltens bereits seit Jahren sesshafte Tiere auch im Odenwald aufhalten und solange sie keine Nutztiere als Beute auswählen oder fotografiert werden, auch nicht weiter auffallen, so Bernd weiter.

Dem Vorsitzenden von MUNA e.V. Dirk Bernd gelang am 22. April dieses Jahres der Nachweis eines Wolfs durch die Nachtaufnahme einer im Rahmen eines Schwarzstorch-Monitorings gestellten Kamera bei Reichelsheim.

Wölfe leben in einem Familienverband, dem Rudel, das aus den beiden Elterntieren, diesjährigen Welpen und Jungtieren des Vorjahres besteht.

Die Jährlinge verlassen das Rudel im Alter von meist einem Jahr bis spätestens drei Jahren, um ein eigenes Territorium und einen Partner zu finden.

Hierbei können sich die Langstreckenläufer unmittelbar an das Elternrevier ansiedeln, aber auch mehrere 1.000 km zurücklegen, bevor sie sich niederlassen und ein eigenes Revier verteidigen oder eine Familie gründen.

So wandern nach wie vor Wölfe aus Polen, Tschechien oder Italien auch nach Deutschland ein. Auch bei den täglichen, ausgedehnten Streifzügen durch sein Revier, meist um 200 km² groß, legt der Wolf regelmäßig die Strecke eines Marathons zurück.

Laut einem Bericht in der regionalen Presse hatte in den Morgenstunden am 25. April ein Spaziergänger aus Fränkisch-Crumbach ebenfalls bei Reichelsheim einen Wolf gesichtet und fotografieren können.