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LESERBRIEF: Etwas mehr Elan, Herr Minister

LINDENFELS. - Bürgernähe ist ein Wort, das in Wiesbaden nicht mehr bekannt zu sein scheint. Ökonomischer Sachverstand ist auch bei der Landesregierung verbraucht. Die Umsetzung aktueller Ziele der Regierung in Berlin, eine schlanke Gesundheitsvorsorge auf dem Land zu etablieren, verschläft man in Wiesbaden ebenfalls.

In der Zeitung lese ich , dass sich der Sozialminister bei seinem Besuch der Eleonorenklinik in den Odenwald traute. Er wusste wohl, warum er dies nahezu unbemerkt tat. Er scheute den Diskurs. Das gilt auch für die abgetauchte Abgeordnete, Frau Judith Lannert. Auch sie wurde bei dem Termin gesichtet - den Einladungen zu den 19 Demonstrationen folgte sie kein einziges Mal.

Selbst wenn das innovative Konzept "Luise light" noch den einen oder anderen Mangel gehabt haben sollte, muss man der Landesregierung Mutlosigkeit und Ignoranz attestieren. Mutlosigkeit, hier in der Region nicht einmal einen Versuch zu wagen, ein Pilotprojekt zu starten, das für andere Landkreise mit ähnlicher Problematik eine Hilfe hätte sein können. Darüber hinaus aber ist es eine Ohrfeige, den Menschen in der Region des vorderen Odenwalds Sand in die Augen zu streuen und deren Angst zu beschwichtigen.

Die zweite Frechheit ist, den Akteuren zu wenig Elan anzukreiden. Dr. Joachim Wahlig, der mit Unternehmensberatern ein tragfähiges Konzept entwickelte, wie auch den Bürger, die bei 19 Demonstrationen von Oktober 2015 bis Juni 2016 vor der Klinik standen, und dem Bürgermeister und seinem Magistrat wird hier öffentlich ins Gesicht geschlagen.

Auch wenn ich nun schon die Argumente höre, dass man wieder Äpfel mit Birnen vergleicht: Lässt es da wundern, dass der Landrat des Main-Kinzig-Kreises auch das Handtuch wirft, weil dem Land die Schuldenbremse wichtiger ist als die Menschen die dort leben? Treffender kann man das Verhalten der Landesregierung nicht beschreiben. Genau dies trifft auf die Situation in Lindenfels zu.

Auf einem anderen Blatt steht, dass weder Bürgermeister noch Magistrat zu einem Termin eines Ministers vor Ort eingeladen werden und von dem Termin keine Kenntnis haben. Ist doch die Eleonorenklinik ein wichtiger Bestandteil für Lindenfels in seiner Struktur.

Dieses Verhalten zeigt, wie ein Minister mit dem Elan von Kommunalpolitikern, Bürgerinitiativen und Bürgern umgeht. Wenn Minister Grüttner mangelnden Elan attestiert, sollte er sich vorher darüber Gedanken machen, ob er seinen eigenen kommunalpolitischen Reihen damit nicht einen Bärendienst erweist.

Es scheint einiges im Argen zu liegen. Wenn ein Flughafen Millionen verschlingt, muss die Bevölkerung auf dem Land auf ihre gesundheitliche Versorgung verzichten um die Löcher wieder zu stopfen.

Dr. Jens Grube
Waldstraße 20
64678 Lindenfels